Stephan Remmler: Heinrich, Schweinrich und die fliegenden Krokodile.
Turbulenzen im Lande Tuputz
Stephan Remmler hat für ein Kinderbuch kurz das Metier gewechselt. Von der Musik zur Literatur, wird das etwas? Immerhin musste er in einem Kinderbuch wie Heinrich, Schweinrich und die fliegenden Krokodile relativ viele Wörter schreiben und konnte sich nicht auf einem veralteten Dadaismus ausruhen. Ich bin also skeptisch, zumal der Titel sehr an Remmlersche Wortschöpfung bei Eigenkompositionen erinnert.
Was soll ich sagen, Remmler ist ein wirklich schönes und freundliches Kindermärchen gelungen! Zwar denke ich nicht, dass es in die Annalen der Literaturgeschichte eingehen wird, doch das Märchen vom Kleinen Prinz Heinrich, der mit seinem Freund Schweinrich seine Heimat Tuputz verlässt, um sein Glück zu suchen und die große Liebe zu finden, ist ein modernes, fantasievolles Potpourri aus romantischen und weltoffenen Bildern.
Bunt und freundlich
In Tuputz können alle, Tiere wie Menschen, fliegen. Tiere können sogar sprechen. Deshalb ist Heinrichs bester Freund ein Ferkel. Sie gehen auf Abenteuerreise und gewinnen schon im Nachbarland Catanga neue Freunde. Romolo nämlich, seines Zeichens Transvestit und Bardame mit eigener Cocktailbar, wo sich Schweinrich und Heinrich im wahrsten Sinn des Wortes blau trinken und bei nächtlicher Wankerei die schöne Tumalina über Heinrich stolpert. Wunderbar hierzu die Illustrationen von Kai Pannen, der Remmlers Erzählung kongenial begleitet.
Zwischen Tumalina und Heinrich funkt es, Romolo und Schweinrich werden beste Freunde. Schlimm, dass ausgerechnet jetzt Tumalina vom grobschlächtigen Ram Baba entführt wird, um auf einem Sklavenmarkt verkauft zu werden. Klar, dass Heinrich und Schweinrich zur Rettung mit Romolo nahen und sogar mit fliegenden Krokodilen fertig werden. Selbstverständlich treten die Vier die Heimreise nach Tuputz an, wo Romolo Kellermeisterin wird, Heinrich und Tumalina heiraten und fliegende Söhne bekommen und auch der Schweinrich seine Herzensdame heimführen darf.
Frech und weltoffen
Die Geschichte ist kurz und prägnant und funktioniert deshalb so gut, weil Remmler offensichtlich frech und frisch von der Leber weg erzählt. Je hanebüchener die Handlung, desto amüsanter wird sie. Ich mag vor allem Romolo, den Transvestiten und Remmlers unverkrampfte Art, moderne Lebensweisen in ein Märchen einzubinden, so dass sich holprige Erklärungen von selbst erledigen. Er ist nicht zimperlich bei Kampfszenen, als er die Krokodile zum Beispiel einfach aufspießen lässt und die schnellen Handlungsabläufe orientieren sich sehr an dem, was Kinder durch Medienkonsum gewohnt sind. Dabei bleibt die Geschichte immer kindgerecht, denn Bösewichter werden ordentlich bestraft und über Handgemenge oder das Dahinscheiden diverser Kampfpartner wird dezent hinweg
geschwiegen. Ich weiß jetzt schon, dass meine Kinder, die Dick und Doof lieben und so gerne lachen, sich über Remmlers Heinrich, Schweinrich und die fliegenden Krokodile wirklich freuen werden.
Titelangaben:
Stephan Remmler: Heinrich, Schweinrich und die fliegenden Krokodile
Illustriert von Kai Pannen.
München: Kösel-Verlag, 2015. 112 Seiten. 12,99 EUR.