Dorothée Waechter: Blütentrubel. Gärtnern mit bunten Blumenmischungen.
Lasst Blumen sprechen!
Dies darf sowohl als diplomatisches Angebot als auch als Appell gelten. Denn ich finde, in Dorothée Waechters Blütentrubel. Gärtnern mit bunten Blumenmischungen spricht viel zu sehr die Fachjournalistin und viel zu wenig die Blumenliebhaberin. Während ich auch manchmal sehe, dass Gartenbücher an Textmangel kranken und so zu hübschen Coffeetablebooks mutieren, ist hier das Gegenteil der Fall. Die Textflut und der gefühlt erhobene Zeigefinger machen Angst vorm Gärtnern.
Schade. Denn eigentlich plädiert Dorothée Waechter dafür, experimentierfreudig mit Blumenmischungen umzugehen. Irgendetwas blüht immer irgendwo, ist ihre Aussage. Und tatsächlich sind sie auf dem Vormarsch, die schönen Blumenmischungen, gerade im öffentlichen Bereich. Kreisverkehre und Autobahnseitenstreifen blühen in allen Farben, denn Blumenmischungen sind schön und pflegeleicht, soweit die Lage und der Boden stimmen.
Viele Möglichkeiten ausgelotet
Ich empfinde es tatsächlich als Manko, dass Waechter so trocken über so etwas Schönes wie Blumen schreibt. Trotzdem behandelt sie viele Themen, so die Geschichte der kultivierten Blumenwiesen seit dem Mittelalter, Sommerblumenwiesen, Blumenmischungen zusammen mit Stauden, Blumenmischungen in Kübeln, Saatgut aufbewahren, selbst ernten oder kaufen. Selbst Bezugsadressen finden sich im Anhang. Das alles ist wirklich gut und gründlich recherchiert.
Waechter befasst sich auch mit verschiedenen Standorten, nicht jeder Garten ist eine sonnige Magerwiese. Für viele Bodenarten listet sie geeignete Blumensorten auf, auch halbschattige Gärten werden bedacht. Genau diese hervorragende Gründlichkeit macht die Lektüre anstrengend. Vielleicht hätte man auch einfach die Tabellen übersichtlicher und ansprechender gestalten können. So stolpere ich allenthalben über zwei oder mehr Seiten mit botanischen Namen und ihrem Alltagspendant. Nach der vierten Art habe ich die erste vergessen.
Alltagserfahrungen
Gleichzeitig beschreibt Waechter Praktiken, die den Alltag eines Hausgartens stark widerspiegeln. Ein paar Stauden setzen, dazwischen Blumen säen oder Blumenzwiebeln setzen. Natürlich hat sie Recht, aber ich mutmaße einfach, dass alle, die gerne Stauden und Blumen haben, das genauso schon jetzt praktizieren. Tendenziell also liest man zwanzig Seiten, die wenig weiterhelfen. Andererseits fehlen mir z.B. konkrete Bepflanzungspläne. Wäre es nicht interessant gewesen, zu erfahren, wie Frau Waechter in ihrem Garten Stauden mit Blumen mischt?
Ich unterstelle einfach, dass Gartenliebhaber in Gartendingen einfach visuelle Menschen sind. Waechter hat zwar wunderschöne Wiesenfotos abgebildet, aber mir fehlen wirklich Pflanzpläne oder Beispiele oder auch Arbeitsfotos von der Anlage von Blumenbeeten etc. Hier gibt sie wenig Hilfe und die hätte ein interessierter Mensch vielleicht nötig. So weiß ich nicht genau, wem ich Waechter Buch empfehlen darf, dem Gartenfreund reicht es vielleicht nicht, doch dem Interessierten ist es zu viel Detailwissen. Mein Hauptwissensgewinn: die langen Listen mit den Pflanzennamen. Denn das ist für mich wirklich interessant, auch wenn die grafische Darstellung das Lesen arg erschwert.
Titelangaben:
Dorothée Waechter: Blütentrubel. Gärtnern mit bunten Blumenmischungen.
Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2015. 136 Seiten. 22,99 EUR.