Martine Lizambard: Feines aus der Speisekammer. Natürlich selbst gemacht.
Feines zum Saisonstart
Zugegeben, es ist noch etwas früh, um ans Ernten zu denken. Februar ist ein elender Monat. Er endet nicht, obschon er nur 28 Tage hat. Aber es ist doch nie zu früh, vom Ernten zu träumen und Martine Lizambard gibt mir allen Grund dazu. Sie macht soviel Feines aus der Speisekammer, dass mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammenläuft und ich vorsichtshalber einen Abstecher in meinen Vorratskeller mache um sicherzustellen, dass genügend Gläser und Flaschen vorhanden sind.
Mein Lieblingsplus an diesem Buch: alles ist machbar, alles ist einfach. So soll es sein, denn nur wenige haben Zeit, sich ewig in die Küche zu stellen. Außerdem ist es spitze, wenn die Rezepte möglichst stark variieren, niemand braucht nur Marmeladen oder nur Liköre. Hier gibt es von allem ein bisschen und begnadeterweise ist es auch noch nach Jahreszeiten geordnet. Ist das nicht wundervoll?
Kräuterfrühling
Lizambard beginnt mit einer Orgie an Kräuterrezepten. Das ist praktisch, denn oft sind Kräutersträucher im Frühling die ersten, die wieder etwas zu ernten bieten, müssen sie sich doch nicht um die Frucht kümmern. Estragon, Petersilie, Knoblauch – sie werden mit Öl und Essig angesetzt und nach Belieben mit saisonal erhältlicher Frucht (Mango – aus dem Supermarkt) verfeinert.
Mich irritiert, dass auch Möhren zum Frühling sortiert werden, aber schließlich können sie gut gelagert werden und sind das ganze Jahr über erhältlich. Sie werden orientalisch eingelegt und sehen schon so hübsch auf den Fotos aus, dass dieses Rezept hier schon in meiner To-Do -Liste verankert ist. Im Frühling wird noch so manches eingelegt, gepickled oder, wie die Schalotten, in einer Balsamicoreduktion haltbar gemacht. Sehr lecker.
Großes Portfolio
Ich mag auch die vielen verschiedenen Chutneys, z.B. aus grünen Tomaten (kenn ich, lecker!) oder aus Sauerkirschen oder Erdbeeren. Wird Konfitüre gekocht, dann immer mit dem gewissen Etwas, z.B. Erdbeerkonfitüre mit Pfeffer. Meine Kinder werden die große Auswahl an Sirup lieben, Erdbeersirup, Rhabarbersirup, wir können einen ganzen Sommer nur von Sirup leben…
Mein Mann dagegen wird sich über Kräuterliköre freuen, ich mich eigentlich auch, was sage ich denn. Am faszinierendsten finde ich neben dem Thymianlikör den Kirschkernlikör. Toll, auch noch Upcycling! Im Sommer geht es grad so weiter, aus Himbeeren wird Essig gemacht (meine Angst: es wird ob der zahlreichen kleinen Nascher nicht genügend Himbeeren für Essig geben), aus Pfefferminze auch.
Wintervorräte anlegen
Endlich beginnt im Sommer die Erntezeit. Cornichons werden eingelegt, Tomaten getröcknet und mariniert, selbst Auberginen kann man haltbar machen. Viele der Rezepte kennt man aus der Feinkostabteilung, wie schön ist es, dass man sie nun auch selber nachkochen kann. Mit der Sommerernte werden wieder Konfitüten und Chutneys in interessanter Zusammenstellung zubereitet, und ich weiß jetzt schon, dass Aprikosen und Mandeln wunderbar harmonieren.
Im Sommer an den Winter denken? In der Vorratsküche ist das dringend notwendig. Hier werden Pfirsiche weihnachtlich gewürzt und eingelegt, der Walnusswein hält mehrere Jahre, Chutneys wie z.B. das aus Brombeeren und Sternanis schreien förmlich danach, zu Weihnachten verschenkt zu werden. Im Winter wird mit dem gekocht, was erhältlich ist, also mit getrockneten Kräuter, Zitrusfrüchten und lagerfähigem Obst/ Gemüse. Manches wird zugekauft, doch fast alles ist saisonal auf Märkten erhältlich, wenn man keinen eigenen Garten hat. Schön, die Rezepte so liebevoll aufbereitet und klug zusammengefasst zu sehen, da macht die Garten – und Vorratsplanung für ein neues Jahr doppelt Spaß!
Titelangaben:
Martine Lizambard: Feines aus der Speisekammer. Natürlich selbst gemacht.
Aus dem Französischen von Susannen Lötscher.
Igling: Edition Michael Fischer GmbH, 2014. 176 Seiten. 19,99 EUR.