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Ibe-Meinhardt, Henry/ Simons, Natalie/ Wischnewski, Jan: Die Winterweihnachtszauberküche

 

 

An die Tafel, Herrschaften!

 

Ich bin doch wirklich ein gesegneter Mensch. Zum einen darf ich die Winterweihnachts-zauberküche aus dem Thorbecke Verlag rezensieren, zum anderen konnte ich gleich mal das Buch meinem Bruder unter die Nase halten, seines Zeichens Koch und in der Lage, noch besser als ich die Rezeptesammlung von Meinhardt, Simons und Wischnewski zu beurteilen. Darüber hinaus verzweifle ich angesichts der Feiertage regelmäßig und denke nun, dass ich endlich der Weihnachtsgans etwas entgegen zu setzen habe.

 

Ganz ehrlich, in Sachen Festtagsmenüs kann ich gern auf ein Vorwort verzichten. Dass es nett ist, begrüßt zu werden, weiß ich, aber weiß der Thorbecke Verlag, dass ich seit fünfzehn Jahren an Weihnachten eine Gans brate? Wir haben hier also einen Notfall und ich will ein Festtagsmenü. Tolle Fotos wie in diesem Fall sind notwendig, aber nicht hinreichend für einen bleibenden Eindruck, da bin ich als Rezensentin schon sehr verwöhnt.

 

Fünf Gänge für alle

 

Theoretisch lassen sich beliebig viele Fünf-Gänge-Menüs zusammenstellen, denn der Festtagszauber gliedert sich in „Vorspeisen“, „Suppen“, „Salate und Beilagen“, „Hauptgerichte“ und „Desserts“. „Weihnachtsbäckerei“ gibt es auch noch, interessiert mich aber nicht. Ich habe viele verschiedene Anforderungen an meine Menüs. Könnte ich vegetarisch kochen oder glutenfrei? Auf was sind wieviele allergisch und essen das meine Kinder überhaupt? Das hört sich sehr banal an, kann aber in der Kombination zu beliebig umfassenden Komplikationen führen.

 

Bei den Vorspeisen habe ich es unendlich leicht. Ganze acht davon könnte ich glutenfrei hinbekommen, bei den Allergien ist es etwas schwieriger (leider können wir keine Avocados essen) und das Schlimmste ist, dass ich jetzt schon weiß, was meine Kinder alles NICHT mögen. Couscous, Hummer, Kumquats, Ingwer und Spinat und ich bin nahe an Depressionen. Ich würde jede einzelne Vorspeise lieben, aber… Doch das Millefeuille aus Lachs, Ananas und Gurke ist glutenfrei und mit Zutaten bereitet, die alle mögen und das Rindercarpaccio mit Passionsfrucht und Limetten hört sich toll an. Hier gibt es sogar ein Lob von meinem Bruder, weil das Filet nicht gefroren wird, um es dünn aufzuschneiden. Perfekt!

 

Heiß aufgebrüht

 

Das Kapitel über die Suppen beginnt mit einer Enttäuschung. Flädlesuppe? Muss so etwas in ein Kochbuch? Es ist nicht einmal ein besonderes Rezept und Flädlesuppe gibt es bei mir daheim mindestens zweimal im Monat. Also wirklich. Viel interessanter finde ich da die Asiatische Suppe. Ich würde nur keinen Fischfond kaufen wollen. Und keine Asia – Fischsauce. Schade eigentlich. Die Gemüsesuppe mit Kartoffelravioli ist etwas für meine Kinder, sie ist aber nicht glutenfrei.

 

Die blaue Kartoffelsuppe irritiert mich und in Kombination mit Möhren und Orangen werde ich sie nicht servieren können. Ich frage mich, ob vielleicht noch etwas Spektakuläres kommt, doch es gibt nur Broccoli – und Blumenkohlcremesuppen mit Pfannkuchen und eigentlich gefällt mir von den Suppen keine einzige so richtig. Ich mag gern den asiatischen Touch und freue mich, dass zwei Suppenrezepte ihn haben, doch ansonsten blättere ich mich ein bisschen hilflos durch den Suppenteil.

 

Prickelnder Geschmack für zwischendurch

 

Umso begeisterter bin ich von den Salaten. Hier haben sich die Autoren relativ viel einfallen lassen und mir gefällt, dass ich keinen einzigen Salat so gemacht hätte. Da kann ich gut dazu lernen. Selbst mein Bruder hat sie alle abgenickt und ihm gefiel die Kombination genauso wie mir. Wenn das nicht spitze ist. Fruchtige und feine Geschmacksrichtungen ergänzen sich, wie z.B. beim „Garnelen- Mango – Granatapfelsalat“ , beim „Entenbrust-Chicorée-Salat“ oder beim „Seeteufel auf Feldsalat mit Mango und Granatapfelkernen“. Solche Rezepte liebe ich, sie garantieren mir eine Geschmacksexplosion zwischen Vorspeise und Hauptgericht.

 

Außerdem sind die meisten Salate und Beilagen leicht zuzubereiten bzw. lassen sich auch schon einen Tag vorher vorbereiten. Orientalische, asiatische und heimische Geschmacksrichtungen emulgieren hier zu ganz feinen Gaumenfreuden. Oft wird Salat mit tropischen Früchten und Fleisch oder Fisch aufgewertet, so dass er nicht nur Beilage, sondern ein eigenständiger Gang wird. Fast finde ich es schade, als dieses Kapitel zuende ist.

 

Einmal quer durchs Gemüsebeet

 

Die Hauptgerichte überzeugen mich durch ihre Vielfältigkeit. Natürlich gibt es die Klassiker: Wild, Rind, Geflügel, Fisch. Aber jedes Rezept hat etwas Eigenes und Auge und Gaumen werden gleichermaßen beachtet. Das Rinderfilet wird mit blauen Kartoffeln und Brombeersauce serviert. Die gefüllten Kalbsrouladen dürfen sich einer Füllung aus Rosinen, Lebkuchen und Äpfel erfreuen, ist das nicht eine wunderbare Abwechslung zu Speck und Essiggurken?

 

Gut, den Kürbisgratin brauchen zumindest meine Kinder nicht. Und an der Ente habe ich zu bemängeln, dass sie mit Aprikosen zubereitet wird. Wo bitte, soll ich im Dezember schmackhafte Aprikosen hernehmen? Das Doradenfilet mit Schwarzwurzeln und Petersilienmousse ist für alle gut, die nicht wie ich ein Vorurteil gegen Schwarzwurzeln hegen. Doch spätestens bei Seeteufelmedaillons mit Currysauce und Safranwalnüssen freue ich mich wieder und zwar so sehr, dass weder Lachs in Gewürzkruste noch Heilbutt mit Steinpilzen mich wirklich überraschen.

 

Das Beste kommt zum Schluss

 

Beim Nachtisch sieht es leider schlecht aus mit glutenfreien Gerichten, da er etwas Kuchenlastig ausfällt. Dafür werde ich keine Probleme haben, meinen Kindern Schokoladenbarren, Schokoladencreme, Weihnachtsgewürztarte, Nougatparfais mit Himbeercoulis, Mangodesserts oder Schokozitronentörtchen vor zu setzen. Einige Desserts, die ich hier nicht aufgeführt habe, werden mit Schnaps zubereitet, was immer total gut schmeckt für alle, die keine kleinen Kinder haben.

 

Ein paar wenige nachfolgende Seiten sind der Weihnachtsbäckerei gewidmet, der Vollständigkeit halber. Ich finde, das Kochbuch hätte auch ohne die paar Plätzchenseiten genug zu bieten, zumal man vielleicht sowieso ein Plätzchenbackbuch zuhause hat. Auf der anderen Seite hört sich das Florentinerrezept einfach sehr nett an…. Ich finde mir jedenfalls im Weihnachtskochbuch des Thorbecke Verlags mindestens drei alternative Menüs, die ich ohne Bedenken für unsere Familie und Freunde während der Feiertage zubereiten könnte und damit darf ich für meinen Teil sagen: Mission erfüllt!

 

Titelangaben:

 

Ibe-Meinhardt, Henry/ Simons, Natalie/ Wischnewski, Jan: Die Winterweihnachtszauberküche

Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag 2014. 184 Seiten. 24,99 EUR.

 

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