Jenny Hendy: Das große Gartenbuch für Kinder. 120 tolle Projekte für draußen und drinnen.
Kleine Gärtner ganz groß
Mit vier kleinen Kindern, einem Rohbau mit Garten und jeder Menge Tatendrang lässt sich einiges erledigen, viel mehr verderben und Unendliches Erträumen. Daher ist mir im Moment jede Hilfestellung willkommen. Und da ich manchmal meinem schönen Garten etwas hilflos gegenüber stehe und mir doch klar sein muss, dass noch mehrere Jahre kleine Kinder durch den Garten stiefeln werden, ist es besser, ich halte mich an Jenny Hendy und Das große Gartenbuch für Kinder, um unseren Garten familientauglich zu bekommen.
Zuvorderst angemerkt: Das große Gartenbuch für Kinder ist groß! Es lohnt sich also, gleich einmal ein größeres Bücherregalfach frei zu räumen. Zudem ist es bei aller logischer Gliederung ein Buch, das benutzt werden will, also sollte ich es besser so einordnen, dass es wiederauffindbar ist. Jenny Hendy wusste das natürlich und so gliedert sich das Gartenbuch in die Bereiche »Grundlegendes« (Sicherheit, Gärtnerische Fachbegriffe, Ausrüstung), Gärtnerlatein (Wachstum, Pflanzen, Basteln, Nachhaltigkeit, Projekte für drinnen) und Leben mit den Jahreszeiten (Gärtnern in Frühling, Sommer Herbst und Winter).
Übersichtlich und hübsch
Der Aufbau ist also nicht nur logisch, sondern in den einzelnen Kapiteln aus durchgehend übersichtlich gehalten und dank der vielen Fotos für Kinder und Eltern hübsch anzusehen. Gleich zu Beginn steht Hendys Bemerkung, dass es notwendig sei, den Garten speziell an die Bedürfnisse von Kindern anzupassen. Lapidar? Leider kann ich aus leidvoller eigener Erfahrung sagen, dass das, was für Kinder ein schöner Garten ist, sich nicht immer mit den Vorstellungen der Eltern deckt. Gut, dass so etwas noch einmal an zentraler Stelle bemerkt wird.
Dank der konsequenten Verwendung von Zeichen weiß ich auch schnell, welche Projekte aufwändiger oder gefährlicher sein könnten und kann mich zur Not noch rechtzeitig umentscheiden. Auch der Hinweis zur Sicherheit im Garten tut Not, denn man kann einfach nicht kleine Kinder auf Harke und Schere loslassen, ohne sie zu beaufsichtigen. Die gärtnerischen Fachbegriffe dagegen erlasse ich meinen Kindern, für mich sind sie sehr informativ.
Kleine Forscher ausbilden
Schön finde ich, dass gerade für etwas größere Kinder (also bei mir ab sieben Jahren) vieles zum Thema Gärtnern erklärt wird. Angefangen von der Bedeutung der Pflanzen für unser Ökosystem, über den Aufbau einer Pflanze, über botanische Namen bis hin zur Bodenkultur. Immer und überall finden sich kleine Experimente, die Kinder ab der zweiten Klasse wirklich ohne Probleme nachstellen können.
Mit einfachen Mitteln im Garten arbeiten – das entspricht ganz meiner eigenen Philosophie. Kein Wunder, dass mich der genial einfache Kompost aus Drahtgeflecht fasziniert. Er steht ganz oben auf meiner Wunschliste und seine Herstellung ist nur noch eine Frage der Zeit! Die Minifrühbeete aus PET – Flaschen dagegen kenne ich schon und freue mich nur, dass sie überhaupt den Weg in ein Buch gefunden haben.
Säen und Ernten
Gut finde ich auch die Langzeitprojekte, die im Buch erwähnt werden. Meine Kinder sollen ruhig merken, dass Gärtnern nicht von heute auf morgen funktioniert. Erst will Saatgut gesammelt sein, bevor man im nächsten Jahr gutes Gemüse anbauen kann. Die Idee, Stecklinge schlicht in Erdsäcke zu setzen, ist schlicht brillant und mich ärgert nur, dass sie nicht von mir stammt. Weil es um Gärten für Kinder geht, nehmen Balkongärten einen großen Platz ein und auch die Pflanzenauswahl berücksichtigt klassische Vorlieben von Kindern. Es gibt Kartoffeln, Möhren, Paprika, Beeren aller Couleur und Obst.
Das Kinderauge arbeitet mit und so sind Blühpflanzen ein weiteres großes Kapitel im Gartenbuch. Ich müsste vielleicht nicht für jede Art von Blühpflanzen eine große Doppeseite haben, doch so bleibt alles übersichtlich. Dafür haben es mir die einzelnen Bepflanzungsentwürfe wieder angetan. Den Sinnesgarten finde ich besonders toll und noch dazu gut nachzuarbeiten. Dagegen lassen mich die Basteleien für den Garten eher kalt, weder Etiketten noch Schilder erregen in mir besonderes Interesse.
Nachhaltigkeit lernen
Ein Garten ist ein wunderbarer Ort, um Kindern zu vermitteln, dass wir mit unserem Ökosystem vorsichtig umzugehen haben. Futterstationen für Vögel gehören dazu wie Naturwiesen, Bienenparadiese, Schmetterlingspflanzen und Farngärten. Was aber, wenn der trübe Winter kommt? Dann gibt es eben Sprossen zu essen, Experimente mit Gemüse und Pflanzenzwiebeln, und Minigartenanlagen in Plastikschalen. Das ist zwar nicht unbedingt etwas für mich, hat aber meinen Kindern ganz besonders gefallen. Außerdem kann Das große Gartenbuch für Kinder nun wirklich sagen, dass es für jede Jahreszeit und jeden Aspekt einen guten Rat oder ein Projekt parat hat. Ist das nicht wundervoll?
Titelangaben:
Jenny Hendy: Das große Gartenbuch für Kinder. 120 tolle Projekte für draußen und drinnen.
Aus dem Englischen von Claudia Huber.
Bern: Haupt, 2014. 256 Seiten. 29,90 EUR.