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Deborah Forman: Kunst – Lab Malen. 52 aufregende Projekte inspiriert von großen Künstlern

 

Einmal malen wie Gerhard Richter

 

Farben haben mich schon immer fasziniert. In der kinderlosen Phase meines Lebens habe ich mich auch gerne mal an der Leinwand ausgetobt. Dann kamen vier Kinder und Farbexperimente finden eher in der Waschmaschine und auf dem Fußboden anstatt auf einer Leinwand statt. Das wird sich nun hoffentlich drastisch ändern, weil ich Deborah Formans Kunst – Lab Malen in den Händen halten darf und fest vorhabe, mindestens zwei der vorgestellten Projekte nach zu arbeiten.

 

Ich glaube kaum, dass jemand, der auch nur ansatzweise Ahnung von Kunst und Malerei hat, dieses Buch wirklich braucht. Künstlerisch begabte Menschen studieren im besten Fall an der Kunsthochschule und rümpfen über Veröffentlichungen wie die von Forman nur die Nase. Dessen muss man sich wohl bewusst sein, wenn man sich doch für den Kauf von Kunst – Lab Malen entscheidet. Nun, da wir dies geklärt haben, gehen wir doch in media res!

 

In 52 Projekten durch die Malerei

 

Nachdem ich mich selbst bestenfalls als interessierten Laien bezeichnen darf, bin ich also sozusagen der idealtypische Käufer. Das zeigt mir schon ein Blick ins Inhaltsverzeichnis, denn für ungeduldige Menschen ideal ist bereits die Tatsache, dass sie schon auf den ersten vierzig Seiten ungefähr entscheiden können, wie sie malen möchten: Gerhard Richter, Paul Klee, Frida Kahlo und andere stehen zur Auswahl. Ich bin zudem sehr dankbar für das Kapitel zu vorbereitenden Maßnahmen, weil Malgründe, Pinselstärken, Verzögerer und andere Malmittel nicht in meinem Fokus lagen. Hier werde ich also aufgeklärt und kann mir gleich eine Einkaufsliste anlegen.

 

Meine absoluten Lieblingskapitel sind drei (Malmedien) und sechs (Farbfeinheiten). Als Autodidaktin weiß ich über beide Themen so gut wie gar nichts und freue mich sehr, verschiedene Malmittel, Pasten und Techniken in ihrer konkreten Anwendung kennen lernen zu können. In Kapitel sechs faszinieren mich die Ergebnisse, die mit verschiedenen Farbkombinationen erreicht werden können. Malen in Komplementär – oder Analogfarben, Lasierende Farbschichten, Monochrome Stilleben, ich hatte mich zuvor noch nicht damit beschäftigt.

 

Tolle Techniken, fade Bilder

 

Auch, wenn es um Zeit- und Ortsbezug geht, kann mir Deborah Forman viel Anregung geben. Action-Painting finde ich toll, genauso wie lineare Rhythmen. Kunst – Lab Malen ist ein tolles DIY Einsteigerbuch für alle, die endlich wieder ran an die Farbtöpfe wollen. Leider gefallen mir die Werke, die Forman und ihre Schüler vorstellen, nur selten. Das ist der eigentliche Wermutstropfen an diesem Buch. Wer malen will wie Richter oder Kahlo sieht sich in seiner Talentlosigkeit nur ungern Gemälde von ebenso unbegabten Kunstschülerinnen amerikanischer Colleges an. Ein wenig mehr Größenwahnsinn und etwas weniger Realismus hätte meinem Selbstbewusstsein gut getan. Aber was sage ich: schließlich will ich ja nicht malen, was Forman malt, sondern nur ihre wundervoll erklärte Technik benutzen. Und dass ich vorhabe, Jackson Pollock zu toppen, versteht sich von selbst!

 

Titelangaben:

 

Deborah Forman: Kunst – Lab Malen. 52 aufregende Projekte inspiriert von großen Künstlern.

Aus dem amerikanischen Englisch von Beate Wellmann.

Igling: Edition Michael Fischer, 2014. 136 Seiten. 19,90 EUR.

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