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Clare Youngs: Neues aus alten Büchern

 

Dekoratives aus Gelesenem

 

Recycling ist groß im Kommen und immer wieder versuchen sich Künstler und Autoren an neuen und alten Objekten. Mit Papier zu basteln ist an sich nichts Neues. Auch den Ansatz, alte Bücher zu zerschnippeln, gibt es bereits. Mal sehen, ob Clare Youngs uns also doch noch etwas Neues aus alten Büchern beibringen kann.

 

Nun muss ich leider grundsätzlich zugeben, dass ich als bibliophile Mama schon ein Problem habe, wenn ich mir vornehmen wollte, ein Buch zu zerschnippeln. Gut, es gibt – bedauerlicherweise – einiges an zerfledderten Kinderbüchern, aber selbige sind hoffnungslos zerstört und deswegen nur bedingt wieder verwertbar. Trotzdem fasziniert mich die Arbeit mit Papier immer und ich freue mich jedes Mal, wenn ich etwas dazu lernen darf.

 

Clare Youngs hat ihre fünfunddreißig Projekte in vier Kapitel aufgeteilt: »Grußkarten und Papeterie«, »Dekoratives für zu Hause«, »Kreatives für Kinder« und »Tierische Ideen«. Wobei man sagen muss, dass die Übergänge zum Teil fließend sind. Ihre Grußkartenideen sind sehr romantisch, in Scherenschnitttechnik gearbeitete Vogelkäfige, florale Elemente mit Filzstift aufgemalt oder gestempelt. Ansprechend, aber nicht überragend. Kreativer dagegen ist ihre Anleitung zu Herstellung von Fotoalben und Notizbüchern, hier bekomme ich auch eher Lust, gleich nachzuarbeiten. Andere Ideen, wie Brieftaubenkarten oder Pop-up Ananas, wirken dagegen sehr bemüht.

 

Im nächsten Teil, der sich dekorativen Papiergegenständen widmet, stoße ich auf das gleiche Problem. Youngs Papierartischocken sind nett, aber auch nicht mehr. Und für meinen Fall völlig nutzlos. Auch Papierhäuser zum Aufstellen sehen schön aus, sind aber selbst für Schulkinder so leicht nachzuarbeiten, dass ich nicht sagen kann, ob man sie überhaupt in ein Buch aufnehmen sollte. Mit der Papierrose geht es mir wie mit der Artischocke und einzig die Papierskulpturen aus aufgeschnittenen Büchern finde ich zumindest optisch ansprechend. Die Pop-up Entwürfe für ein Winterdorf und Frühlingsblumen sehen hübsch aus und scheinen leicht herzustellen. Wirklich schön finde ich die abstrakte Papierkunst, die sehr reduziert und kreativ gearbeitet ist – da gibt es sicher Potential für mich. Auch die Papierschalen sind zwar nicht neu, aber die Anleitung ist gut und ich habe schon eine angefangen. Leider waren dies auch alle Highlights, denn Christbaumkugeln, Sterne und Faltsterne aus bedrucktem Papier reizen kaum.

 

Als Mama habe ich mich besonders auf das Kapitel gefreut, das Kindern gewidmet ist. Allerdings finde ich die Projekte – von Puppen über Hampelmänner bis zu Tieren zum Teil technisch sehr anspruchsvoll. Keines meiner Kinder könnte die Puppen nachbauen und die Frage ist ob Teenager, die dazu vielleicht in der Lage wären, dazu noch groß Lust haben. Die Hampelmänner dagegen interessieren mich schon, wohingegen Broschen, Tiere und Scherenschnitte meine Kinder kaum gereizt haben, da wenig neues dabei ist.

 

Für Tierliebhaber ist sicher das letzte Kapitel interessant, die niedliche Fauna ist mit Schmetterlingen, Mäusen, Katzen, Eulen Schafen und Vögelchen reichlich vertreten. Auch hier gilt: die Anleitungen sind gut verständlich und nachvollziehbar.

Insgesamt ist mir Clare Youngs zu dekolastig. Die Projekte sind meist sehr aufwendig und dann nur zu Dekorationszwecken zu gebrauchen. In meinem Alltag ist dafür leider viel zu wenig Platz. Wer aber gerne dekoriert und bastelt und die schönen Fotografien mag, die der Hauptverlag in dieser Ausgabe wie immer schön platziert, wird seine reine Freude haben an fünfunddreißig hübschen Dekoobjekten.

 

Clare Youngs: Neues aus alten Büchern

Bern: Haupt Verlag, 2013. 128 Seiten. 24,90 Euro.

 

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