Adam Frost: Mein supercooles Buch über mich.
Petra Mattfeldt: Multiversum. Die Rückkehr.
Was für die lieben Kleinen
Diese Woche stehen zwei Bücher auf dem Speiseplan, die zum Teil schon lange in meinen Regalen stehen. Vor allem Petra Mattfeldts Multiversum. Die Rückkehr wartet bereits eine Zeitlang, aber auch Adam Frosts Mein supercooles Buch über mich wurde skeptisch beäugt. Warum? Weil ich oft finde, dass nichts Besseres nach kommt, vor allem, wenn man über Kinder- und Jugendliteratur spricht. Fast stimmt das auch.
Beginnen wir mit Mattfeldts Multiversum. Vor langer Zeit habe ich bereits den ersten Teil verrissen, von dem ich mich erholen musste und es wird nicht wirklich besser. Tom Stafford, mittlerweile Agent beim MI6, wird wieder zurück geschickt ins Jahr 1215, um die Unterzeichnung der Magna Charta zu beeinflussen. Um es dezent auszudrücken, verstehe ich nicht, weshalb man sich für ein spannendes Buch immer viel zu komplexe Themen aussuchen muss.
Nichts stimmt
Wieder habe ich Probleme mit dem Lektorat, denn ich weiß zum Beispiel nicht, ob die ständigen Wortwiederholungen gewollt sind, oder einem beschränkten Wortschatz entstammen. Ziemlich gewagt finde ich schonmal die Tatsache, dass Mattfeldt die Protagonisten in einem Dialekt sprechen lässt, der zu dieser Zeit schon nicht mehr existierte. Schlechte Recherche ärgert mich und ist unnötig. Außerdem fällt sowieso kein Wort auf Altenglisch. Das wäre auch schwierig, denn wie Althochdeutsch ist es eine eigene Sprache.
Um den Inhalt noch verwirrender zu gestalten, wird ein weiteres Universum hinzugefügt, in dem Tom Stafford als sein eigener Widersacher derart klischeehaft auftritt, dass man nur resigniert die Schultern zucken kann. Man hätte diesen Part wundervoll ausarbeiten können, als eine Art historischer Schizophrenie, aber es bleibt bei Prügeleien und natürlich dem Sieg der Guten. Tom Staffords Mutter, Architektin und ebenfalls Zeitreisende, hat aus der mittelalterlichen Benachteiligung der Frau nichts gelernt und schiebt zu Hause Braten in den Ofen, während der Vater in ganz patriarchalischer Manier weiter macht.
Einfacher Plot
Verwirrend, aber nicht spannend. Das könnte ich zum Inhalt sagen. Sollte eine unschlüssige Stelle auftauchen, gibt es schnell zeitreisende Agenten aus beliebig vielen Universen (Multiversum), die Probleme bereiten oder lösen. Offenbar sind die Menschen in Mittelengland derart beschränkt, dass niemand bemerkt, wenn Gäste sich unschlüssig verhalten oder seltsame Dialekte sprechen. Auch über Sitten und Gebräuche erfährt man nichts, hier gäbe es doch gerade literarisches Konfliktpotential, das wunderbar unterhaltend wäre. Doch alle Ansprüche verlaufen im plappernden Nichts.
Genauso einfach ist der Plot bei Adam Frosts Mein supercooles Buch über mich. Obwohl ich also schwerste Bedenken hatte, wurde ich hier sehr positiv überrascht. Es gibt kein Thema, keinen Inhalt. Dieses Buch ist einfach nur als Gag gedacht. Und er funktioniert. Flachwitze vom Papa, alle superpeinlichen Kosenamen der Mutter, überhaupt alles unangenehme der Familie kann hier aufgetragen oder eingetragen werden.
Kluger Witz
Dabei finde ich es schlau, wie Frost mit dem Intellekt der Kinder spielt. Ich würde das Buch vor allem Grundschulkindern empfehlen, alle anderen sind zu alt dafür. Es gibt eine Seite, auf der kann man eintragen, wo der Wohnsitz ist. Erst eine Landkarte von Deutschland, dann von Europa, dann der Welt und des Universums. Wie lange kann ein Kind seinen Wohnort identifizieren? Ist das nicht nett? Ganz zu schweigen von der Peinlichkeitsskala für Eltern: Bin ich nur superpeinlich oder schon zum Schreien peinlich? Hm.
Umfragen, die keiner braucht: Wie kitzelig man ist, wieviele Fusseln im Bauchnabel grad drin sind, welche Tiere am ekligsten sind. Sofort fangen Kinder an zu kichern und zu kritzeln. Auf Autofahrten, im Urlaub, an Regentagen oder einfach so gegen Langeweile. Ich habe das Gefühl, dass mit diesem Buch viel anzufangen ist. Es ist wirklich supercool! Mein Exemplar wandert auf den Gedankenstapel für lustige Geschenke, die ein Geburtstagskind kriegen kann. Vielleicht noch in Kombination mit einem Stift?
Titelangaben:
Adam Frost: Mein supercooles Buch über mich.
Berlin: Duden Verlag, 2018. 160 Seiten. 6,99 €.
Petra Mattfeldt: Multiversum. Die Rückkehr.
München: Buntstein, 2016. 192 Seiten. 9,99€.