Lutz Jäkel, Dayami Grasso Toledano: The Taste of Havana. Die echte kubanische Küche.
Zu den Klängen von Buena Vista Club Social
Ein Kochbuch, das sich mit der kubanischen Küche auseinandersetzt, kommt nicht daran vorbei, ein ganz bestimmtes Urlaubsgefühl zu vermitteln. Das gelingt auch Lutz Jäkel und Dayami Grasso Toledano mit The Taste of Havana. Die echte kubanische Küche, wenn auch viel Wert darauf gelegt wird, kubanische Kulinarik möglichst unverfälscht darzustellen. Willkommen im Urlaub!
Das schön illustrierte Kochbuch aus dem Fackelträgerverlag hat alle Eigenschaften eines Coffeetablebooks. Die liebevollen Fotografien zu den einzelnen Kapiteln, charmante Kurzreportagen zu den jeweiligen Beiträgen, Links zu musikalischen Pendants. Wer will, kann mehr als nur in einem netten Buch blättern. Dabei vergessen die beiden Autoren nicht, dass Kuba ein höchst ambivalentes Land ist, das mit vielen Nachteilen zu kämpfen hat.
Kreativität aus der Mangelwirtschaft heraus
Kubas kreative Köche entsprangen oftmals der Mangelwirtschaft Fidel Castros nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Respekt vor diesen unbeugsamen Menschen, die nicht an der wirtschaftlichen Situation verzweifelten. Zu kochen, war oftmals der einzige rentable Ausweg in einem Land, in dem ein Chirurg weniger verdient als ein Koch. Castro erlaubte damals in sehr eingeschränktem Maß den Aufbau einer kleinen Privatwirtschaft und bis heute prägen Mikrorestaurants das Bild der Stadt und die kulinarische Vielfalt.
Die Autoren haben sich an diese Menschen gehalten und besuchen sie auf ihrer Reise durch das kulinarische Kuba. Idyllische Fotografien von nostalgischen Straßenkreuzern und tropischen Gärten können jedoch nicht die Not zwischen den Zeilen kaschieren. Die Möblierung ist alt, die Elektrik abenteuerlich und keines dieser Restaurants würde vom Werkskontrolldienst genehmigt werden. In Havanna aber prägen sie die Straßen.
Vielfalt in einem Einwanderungsland
Die kubanische Musikerin und Autorin Dayami Grasso Toledano stellt schnell fest, dass es eine ursprüngliche kubanische Küche gar nicht gibt. Kuba war lange ein Einwanderungsland. Menschen aus Europa, Afrika und Asien haben sich dort niedergelassen und ihre kulinarischen Traditionen mitgebracht. Entsprechend bunt gefächert sind die Speisekarten, die es eigentlich gar nicht gibt: Selten kann ein Koch morgens schon sagen, was abends serviert ist, die Mangelwirtschaft zwingt zur Improvisation.
Reis und Bohnen sind in zahlreichen Variationen immer wieder vertreten, dazu tropische Früchte, die bei uns gar nicht erhältlich sind. Das macht das Nachkochen etwas schwierig, allerdings bieten die Autoren auch immer wieder europataugliche Alternativen an. Vor allem die unglaubliche Kreativität ist anregend, wer dieses Kochbuch liest, lernt, mit wenigen Mitteln hervorragende Gerichte zu kochen und sich immer wieder etwas Neues auszudenken. In Kuba ist kein Platz für Schemata. So ist das bildgewaltige Kochbuch vor allem eine Aufforderung, unerschrocken unbekanntes kulinarisches Terrain zu erkunden und über die Grenzen der eigenen Kochnische hinauszudenken.
Titelangaben:
Lutz Jäkel, Dayami Grasso Toledano: The Taste of Havana. Die echte kubanische Küche.
Köln: Fackelträger Verlag, 2016. 240 Seiten. 25 €.