Wie Ihr wisst, hab ich ein Faible für Langzeitprojekte. Ich sag nur: Papiertaschen. Mein bis dato längstes Langzeitprojekt ist jetzt endlich an einem Punkt, wo ich Fotos sortieren konnte. Nicht, dass ich finde, dass ich fertig bin. Jetzt geht es ans Feintuning. Aber gestern habe ich mal nachgeschlagen, wo ich angefangen habe. Es geht um meine Küche. Als wir unser Haus 2014 übernommen haben, sah die Küche so aus:
This is a further step in my longtime project. My kitchen. Look, how be bought it two years ago:
Wir haben sogar noch eine Zeit lang überlegt, ob wir nicht alles so lassen, weil es schon irgendwie kultig aussah. In bunt, mit PopArt….. Aber eigentlich hatte ich mir für meine Familie immer eine offene Küche gewünscht. Mit viel Arbeitsfläche und Stauraum. Und Schränken, die man gut einräumen kann. Mit Schubladen, nicht Türen. Naja. Als wir dann mal die Schränke vorgezogen haben, war der Anblick weniger kultig und eher ernüchternd. Also: raus damit.
I wanted another kitchen. More useful for our big family, bright and funny. And with lots of room for pantry shelves. We decided to build a new kitchen out of nothing.
Weil mein Mann genau wusste, wie sehr ich mir eine offene Küche gewünscht hatte, durchbrach er die Mauer zum Esszimmer mit dem Bohrhammer. Ein Statiker hatte uns zuvor bestätigt, dass die Mauer nicht tragend war. An einem einzigen Nachmittag habe ich zehn Tonnen Stahlbeton in Eimer geschaufelt und nach unten getragen. Am Abend habe ich vor Erschöpfung geheult.
As I wanted an open room with kitchen and dining table, we had a lot of work ahead of us. I had never worked as hard as during these weeks.
Wir hatten noch eine alte IKEA – Küche zuhause. Bevor die Serie auslief, haben wir aus ganz Deutschland online alle Schränke und Türen bestellt, um unsere schon vorhandenen Möbel zu vervollständigen. Das hielt die Kosten in Grenzen und wegwerfen mussten wir auch fast nichts. In der Woche machte in mein Diplom im IKEA – Möbel zusammenschrauben.
We had some older kitchen boards we liked a lot and started buying matching IKEA boards for the new kitchen. It kept the costs low and I made a degree in IKEA engineering.
Es dauerte ewig, bis die Küche nach Küche aussah und ich arbeitete mit meinem Mann wie verrückt. Die Kinder durften eine Woche zur Oma und wir haben kaum gegessen und geschlafen, der Umzug stand bevor und ich brauchte für meine Familie eine irgendwie funktionierende Küche. An Ästhetik habe ich schon lange nicht mehr gedacht.
It just didn’t look like a kitchen for a long time. We kept working, we had a time line to fill.
Dann waren die Blenden dran (noch nicht die Sockelleisten) und plötzlich sah es aus wie eine Küche. Ich war im Glück. Ohne Licht noch, aber im Glück.
Suddenly, it looked like a kitchen when my husband built in the doors. I was so happy.
So allerdings sah die Küche in den Ecken aus. Nicht schön, oder? Aber was ich damit anstellen wollte, wusste ich ganz genau. Ich wollte einen Fliesenspiegel aus Kronkorken haben. Alle erklärten mich für verrückt, aber alle fanden es auch ziemlich cool. Damit begann ein Zweijahresprojekt. Freunde, Bekannte, Nachbarn, alle sammelten plötzlich Kronkorken für mich.
I knew exactly what I wanted to do with the walls. So I started collecting bottle caps and everyone I knew collected with me. It was crazy and still is.
Im hintersten Eck habe ich angefangen zu fliesen, damit ich nichts ruiniere, falls es nix wird. Man braucht ordentlich viel Fliesenkleber, weil die Kronkorken ja alle unten hohl sind. Und man braucht auf jeden Fall eine Zange und eine Blechschere. Und Kinder, denen es Spaß macht, Kronkorken farblich zu sortieren. Mittlerweile übrigens eine meiner gefürchtetsten Erziehungsstrafen….
I started in an edge so I wouldn’t ruin the whole kitchen in case it wouldn’t work out. You need pliers and tin snips in any case. And kids who like sorting bottle caps.
So sah die erste Wand aus. Wir haben dann festgestellt, dass es besser gewesen wäre, die Steckdosen und den Rand mit Leisten einzufassen. Das haben wir später an den anderen Stellen auch gemacht.
This was the first wall. We recognised we better had added some ornamental batten to give it a clear shape and did that at the other walls.
Der Fliesenspiegel über dem Herd war lange eine Schande. Das LED Band half auch nicht viel.
A lot of work still ahead.
So, hier sind die ersten Leisten dran. Ich habe außerdem rausgefunden, dass es auch geschickt ist, von oben nach unten zu fliesen, wie das Auge eben wandert, damit ich unten die halben Kronkorken hinkleben muss.
The first battens fixed.
Mein Mann hatte noch vor der Wende in Ostdeutschland in einer Künstlerkolonie bei einem Fliesenkünstler einen Satz Fliesen gekauft. Stellt Euch vor, seit 30 Jahren ziehen sie mit ihm um, ohne dass eine einzige zerbrochen war. Die Fliesen kamen hinter den Herd, weil ich nicht sicher war, ob sich der Kronkorkenfliesenspiegel gut abwischen lässt. Hier habe ich von unten nach oben gefliest, weil die letzte Reihe Kronkorken schon durch die Blende verdeckt wurde.
My husband bought some tiles from an East German artist many years ago. They turned out to be perfect for behind my oven.
Während ich gefliest habe, hat mein Mann verfugt. Das Projekt nahm Fahrt auf.
While I was working on the bottle caps, my husband started jointing the tiles.
Der Fliesenspiegel über dem Herd war fertig, die Kronkorken noch nicht ganz. Auch sie mussten verfugt werden.
The tiles were finished, the bottle caps needed more attention.
Nun kam der echt nervige Teil. Eklige Fugenmasse überall.
This was the really unnerving part. Joint sealer everywhere.
Parallel dazu habe ich versucht, so schnell wie möglich weiter zu fliesen. Ich war unter Zeitdruck.
And ever more rows of bottle caps to be joined.
Hier sieht man schön, was mich noch lange beschäftigen sollte: die Kronkorken waren ja nie eben, so dass die Fugenmasse sich in alle Spalten und Ritzen in den Kronkorken verkrochen hat. Fragt nicht, wie lange ich putzen musste, bis ich alles wieder draußen hatte.
The joint sealer got stuck within the bottle caps that were never even. This was a lot of work.
So sieht es jetzt aus. So gut es geht habe ich mit heißem Wasser, einem Schwamm und meinem Fingernagel die Fugenmasse aus den Kronkorken gekratzt. Als alles wieder trocken war, habe ich die Kronkorken mit Klarlack überzogen, damit sie robuster werden. Außerdem behalten sie so ihren Glanz.
And then: the end. After lots of hot water, a sponge and my nails, I had cleansed the bottle caps. After drying, I added some varnish to keep them shining and sturdy.
Ins Eck bekam ich ein Regalbrett, hier stehen meine Ansätze für Liköre und Essige. Ach, und das Gurtband vom Rolladen muss auch noch gewechselt werden.
Hans built me a shelf for my vinegar and liqueur jars.
Hübsch, oder?
Isn’t that pretty?
Unsere alte Kaffeemühle darf auch wieder hängen. Ich mag sie so. An der anderen Seite des Fliesenspiegels habe ich beschlossen, dass ich mehr rote Kronkorken verfliesen möchte. Habe ich auch getan.
We mounted our old coffee grinder.
Fast von vorne, mit einer Hakenstange, die mein Mann mir neulich hingeschraubt hat. Für meine Kochutensilien.
I got a bar for my cooking utensils.
Und mein letztes Eck. Oh, ich sehe erst jetzt, dass ich aus Versehen ein Muster gefliest habe. Lustig, war mir nicht aufgefallen.
And this is the last edge.
Herd von vorne, ich mag das Fliesenbild wirklich sehr. Und wünsche mir etwas Latexfarbe drüber.
I really love the tiles and the caps.
Es wird bunter. Das alte Werbeschild stammt aus unserem Kalifornienaufenthalt vor zwölf Jahren. Gott, wie die Zeit vergeht….
So, was ich als nächstes brauche: Hübsches Utensilo für meine Spülschwämme, einen Platz, an dem ich die alten Küchengeräte von Tante Anni aufhängen kann, eine andere Schrankorganisation (optimale Platznutzung heißt das Zauberwort), definitiv mehr Kunst und verrückte Sachen, einen Woodoo – Herrgottswinkel (Danke an Bettina für den Frieda Kahlo Altar, der kommt da hin) und eine Stange Zeit, um das ganze Zeugs zu bauen.
Ich verlinke mit: Creadienstag, Dienstagsdinge, HoT, Gusta, Meertje, HappyRecycling und Pamelopee!
Now I need more color and fun and some more handy hacks in that kitchen. Most of all I need some time to make it. I guess I can show you more pics in two years.
Wow. Sowas habe ich ja noch nie gesehen. Ob es jetzt wirklich jedem gefällt, da gibt es bestimmt unterschiedliche Ansichten. Ich kann mich da auch noch nicht entscheiden. Kreativ ist es allemal.
LG Mandy
Bestimmt gibt es das. Meine steht allerdings fest: ich liebe diese KÜche. LG Viola
Was für eine geniale Idee! Sieht einfach toll aus! LG Simone
Vielen Dank, das finde ich auch! LG Viola
Wahnsinnsarbeit, die Du da gemacht hast! Auch ich habe zu Beginn des Textes gedacht: Kronkorken????? Aber – das Ergebnis sieht sehr gut aus! Hätte ich nicht gedacht. Schön, wenn die Küche endlich fertig ist. Meine wuselt noch als halbfertiger Plan in meinem Kopf. Das längste war doch bestimmt auch das Kronkorken sammeln.
Hab einen schönen Tag!
Herzlichst Joevlin
Was für eine coole Idee. Ich würde das sofort auch machen, wenn ich eine Küche neu gestalten müsste. Wer keine Kronkorken möchte, kann hier sicher auch große Knöpfe benutzen, sieht dann nicht so sehr nach „Trinker“ aus 🙂
LG Katrin
Danke! Knöpfe gehen bestimmt, aber ich als alte Näherin würde wohl eher nicht auf meine Knöpfe verzichten wollen. Viele Leute fragen mich, woher ich die Kronkorken habe. Aber drei Jahre lang haben 40 Personen für mich gesammelt. Da kommt schon was zusammen, auch ohne Trinken. LG Viola
Das passt wirklich toll zu den neuen Fronten. Und was für eine Arbeit da hinter steckt. Wahnsinn! Es hat sich in jedem Fall gelohnt.
LG Mareike
Danke Dir! LG Viola
Das ist ein mega-projekt und mega-toll. solche „fliesen“ hat wirklich niemand. da hat sich all die mühe und schufterei gelohnt. angefangen vom schutt wegbringen bis hin zu den letzten säuberungsarbeiten.
ich bin sprachlos!
Vielen Dank fürs teilen <3
Gusta
Ja das stimmt, diese Küche hab nur ich…. LG Viola
Sehr cool! Nachahmenswert, vielleicht nach der Pensionierung. Ich werde das Bild in Erinnerung behalten. lg Regula
Das schaffst Du locker vorher!! LG Viola
Ja wahnsinn! Da habt ihr euch was vorgenommen. Ich hätte da auch noch einen ganzen Karton Kronkorken im Keller, weil ich daraus schon einmal eine Tischplatte gemacht habe. Für einen zweiten Tisch hatte ich bisher nicht mehr Zeit und Muse.
Eure Bemühungen haben sich wirklich gelohnt! Ist grandios geworden. 🙂
Liebe Grüße
Christina
Ein Tisch wäre auch toll. Hm. LG Viola
Das sieht so toll aus. Ich liebe so was!!!!!
ich sammle auch schon längere Zeit Kronkorken. Mal sehen wozu.
Alles liebe Claudia
Nun, wer weiß, vielleicht hast Du auch eine freie Wand? LG Viola
WOW das ist echt Klasse geworden!
Danke Dir!
Unglaublich 🙂 Was für eine Arbeit – aber eine, die sich echt gelohnt hat. Zusammen mit der roten Küche wirken die Kronkorken gar nicht mal so unruhig. Ganz im Gegenteil, es gehört einfach so. Hammergeil. Wahnsinn 🙂
Vielen Dank fürs Lob! Ich mag meine Küche auch sehr… LG Viola
Nachdem ich deinen Post mit den Kronkorkenringen entdeckt hatte, musste ich natürlich auch gleich nach deiner Küche Ausschau halten. Ich bin jetzt ein bisschen sprachlos. Was für ein Wahnsinnsprojekt! Ich finde es grandios. Auch in Kombination mit den Fliesen hinter dem Herd, die auch so eine lange Geschichte mitbringen. Eine richtig persönliche, kreative Küche. Mag ich.
Liebe Grüße,
Sabrina
Ich danke Dir für das nette Kompliment. Ich mag meine Küche auch sehr… LG Viola