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Pirjo Väisänen: Federleichtes Basteln mit Stroh. Grundtechniken und 50 kreative Ideen aus Natur-

Halmen.

Stroh zu Kunst

Wer kennt sie nicht, die Strohsterne, die allweihnachtlich den heimischen Christbaum geschmückt haben? Stroh zu wässern, zu verflechten und zu binden war eine langwierige Arbeit, das Ergebnis meist schief und wenig befriedigend. Dann ging man Glaskugeln kaufen. Pirjo Väisänen ist eine finnische Künstlerin, die sich der Strohhalme wieder angenommen hat. Auf ihre eigene Weise. In Federleichtes Basteln mit Stroh. Grundtechniken und 50 kreative Ideen aus Natur-Halmen führt sie ihre Leser weit über Strohsterne und Trockenkränze hinaus ins Reich fragiler Mobiles.

Stroh zu Gold verspann einst Rumpelstilzchen. Fast so wertvoll sind die Gebilde, die Pirjo Väisänen daraus macht. Wer immer also einen Getreidebauern kennt, der frage nach. Für den Rest gilt: Kaufen oder auf Wiesen sammeln. So wie ich Väisänens Gebilde sehe, funktioniert die Technik auch mit Grashalmen. Dieses Jahr bin ich spät dran mit mähen und habe schon massenweise Strohhalme für die Kinder zum Trinken schneiden können. Weshalb nicht Kunst daraus machen?

Aller Anfang ist klein

Väisänen stellt riesige Himmelis aus Stroh her, die in filigranen Gebilden Museen und Privathäuser zieren. Natürlich ist das für den Laien zu komplex. Deshalb nähert sie sich in ihrem Buch den Himmelis über das Binden von einfachen Strohsternen, Julböcken und Kränzen. Ihre Technik ist gut und einfach, einfacher als das Verweben der Strohhalme, wie ich es noch gelernt habe. Das Resultat ist gleichwohl schön und eben. Anders als meine Sterne. Dennoch mutet gerade der Anfangsteil sehr weihnachtlich an.

Wer keine Weihnachtsdeko binden will, der macht Serviettenringe aus Stroh oder lernt, mit sechs Halmen zu flechten für Kränze oder macht aus Strohabfall Girlanden. Das Highlight des Buches aber sind sicher die wunderschönen Himmelis. Diese zarten, an Diamanten erinnernden Gebilde sehen toll aus, erfordern aber Zeit, Geduld und eine Menge Stroh. Wer all dies hat, darf sich über Solitärkunstwerke freuen, die jeden Raum mit ihrer Ruhe verzaubern.

Diamantpyramiden

Die Himmelis folgen einem Grundplan: der Pyramide. Väisänen bevorzugt eine sechsflächige Struktur, also zwei dreiflächige Pyramiden aneinandergeknotet. Eine Grundstruktur aus einem gleich- oder verschiedenseitigem Quader wird geflochten, dann werden zusätzliche einzelne Seiten eingenäht und verknotet, bis die gewünschte Struktur entsteht. Komplexe Himmelis werden entweder aus Einzelbauteilen gebaut oder mit einem Endlosfaden gewebt.

Väisänen gestaltet ihre Anleitungen teils so, dass man selbst entscheiden kann, wie groß die vielflächigen Himmelis werden sollen. So gibt es Entwürfe, die ein Fenster verschönern oder Entwürfe, die ein Treppenhaus ausstatten. Auch die Farbe der Strohhalme spielt eine Rolle, so dass Himmelis aus Dinkelstroh wesentlich massiver aussehen als solche aus Haferstroh. Manchmal webt Väisänen Holzperlen dazwischen, was leichte Farbakzente im sonst zarten Beige setzt. Insgesamt passen die Himmelis wundervoll zum derzeit aktuellen reduzierten skandinavischen Wohnstil, der auf hochwertige Naturmaterialen mit wenigen bunten Einschlägen setzt. Und gottlob hat Väisänen auch ein Kapitel zur Reparatur von Himmelis angefügt, denn niemand will, dass die zarten Gebilde frühzeitig aufgrund einer Unachtsamkeit zu Bruch gehen.

Titelangaben:

Pirjo Väisänen: Federleichtes Basteln mit Stroh. Grundtechniken und 50 kreative Ideen aus Natur-

Halmen.

Aus dem Finnischen von Varpu Vuorjoki und Günter Habermann.

Münster: LV – Buch, 2016. 192 Seiten. 19,95 EUR.

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