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Brigitte Laarmann, Bernadette Lütke Hockenbeck: Wir Kinder vom Hof. Entdeckt mit uns die

Landwirtschaft

Einführung in die moderne Landwirtschaft

Brigitte Laarmann und Bernadette Lütke Hockenbeck haben ein Kindersachbuch über Landwirtschaft geschrieben. In Wir Kinder vom Hof. Entdeckt mit uns die Landwirtschaft wird vom modernen Leben auf einem Hof erzählt. Uns Große mutet das gleichsam faszinierend wie befremdlich an, wird doch nichts von nostalgischer Anmut, Landlust – Romantik oder Demeter-Flair vermittelt. Gut so, denn Bauer ist ein toller, moderner Beruf.

Die Autorinnen begleiten zwei Bauersfamilien in ihrem Alltag. Moritz lebt mit seinen drei Geschwistern, Eltern und Großeltern auf einem Schweinehof, Luisa mit ihren beiden Schwestern, Eltern und Großeltern auf einer Rinderzucht. Der generationenübergreifende Alltag ist das einzige historische Relikt und macht mich ein bisschen neidisch. Oma und Opa immer verfügbar? Toll. Ein Bauernhof ist eine tolle Spielwiese, der große Grundbesitz und viele Tiere bieten einen abwechslungsreichen Alltag.

Leben auf dem Bauernhof heute

Wie lebt es sich als Kind in einer Schweinezucht? Moritz begleitet die Leser überall hin: in den Schweinestall, zu trächtigen Muttersauen und kleinen Ferkeln. Die Fotos erklären wunderbar den Alltag auf einem modernen Bauernhof, wo schwangere Sauen mit Ultraschallgeräten untersucht werden, die Bäuerin Zahnärztin ist und die Schweine regelmäßig gebraust und verfrachtet werden. Die Steuerung der Schweinestallbelüftung funktioniert über ein Smartphone, Anbau des Silofutters erfolgt in konventioneller Landwirtschaft.

Die Autorinnen vermeiden Werturteile, es wird nicht getröstet, dass die Ferkel Biomastschweine wären, dem kleinen Moritz ist bewusst, dass aus seinem Schweinchen ein Schnitzel wird. Trotzdem ist dieses Buch ein schönes Buch, weil es so ruhig und alltäglich ist. Nostalgische Gefühle brechen dann durch, wenn Luisa eine Maus beim Erdbeerstehlen erwischt und eine Fasanenfeder findet. Man sieht die Freiheiten der Bauern und Bauerskinder, die im Sommer zum Planschen einen großen Pool haben, aber nicht einfach so in ein Freibad radeln können. Wie der Bauer selbstbestimmt sein Land und sein Vieh verwaltet, ohne Urlaub machen zu können.

Glattfotografiert

Natürlich gibt es keine Fotos von geschredderten Hähnchen, Kuhbegattungsanlagen und Tieren, die im eigenen Kot liegen. Alles sieht so sauber, technisch durchdacht und perfekt aus, dass man fast misstrauisch werden möchte. Ist der Melkroboter für die Kuh wirklich so angenehm? Vom Laufstall gibt es nur eine Grafik – er ähnelt einer Chillout – Area für Kühe. Man möchte so gern glauben, dass es den Tieren dort gut geht!

Überhaupt ist alles so viel ordentlicher und sauberer als bei uns daheim. Sollte ich Verdacht schöpfen? Schön ist es, zu sehen, wie Moritz und seine Geschwister den Alltag der Eltern nachspielen. Auf einem Bauernhof geht das tatsächlich! Gerade für kleine Kinder ist der Bezug zur Realität bei Berufen wichtig. Silage herstellen? Kühe verarzten? Wenn abends die Mutter die Kinder ins Bett steckt, wird es auch im Schweinestall ruhig.

Kleiner Rundgang durchs Bauernjahr

Nun wird es doch noch nostalgisch. Nach der Ernte im Spätsommer, wenn nur die Tiere und nicht die Felder zu versorgen sind, wird drinnen gearbeitet. Ein neuer Weihnachtsbaum für die Dorfkapelle muss her. Die umliegenden Höfe versorgen gemeinsam eine Kapelle und Weihnachten auf dem Bauernhof erinnert auch in der Moderne fast ein bisschen an Bullerbü. Nur mit Smartphone.

Titelangaben:

Brigitte Laarmann, Bernadette Lütke Hockenbeck: Wir Kinder vom Hof. Entdeckt mit uns die

Landwirtschaft

Münster: Landwirtschaftsverlag, 2016. 56 Seiten. 17,95 EUR.

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