Buchfreude: ab zum Freutag!
Jessi Bloom: Mein Garten für freilaufende Hühner. Wie man einen schönen und hühnerfreundlichen Garten gestaltet.
Die Hühnerflüsterin
Jetzt ist die beste Zeit, über den Garten nachzudenken. Weihnachten ist vorüber, wir sind gut ins neue Jahr gestartet und der kalte Februar hält mich drinnen. Zeit für Jessi Blooms Mein Garten für freilaufende Hühner. Wie man einen schönen und hühnerfreundlichen Garten gestaltet. Ich habe das wundervolle Buch geradezu verschlungen und die schönen Hühnerfotos waren nur ein Teil der Freuden. Ich bin sicher, Jessi Bloom ist eine verwandte Seele.
Sie kennt die Hühner so gut. Zugegeben, es ist erst das zweite Hühnerbuch, das ich lese, doch ich bin sehr entzückt. Diesmal erhalte ich gar nicht so viele wissenschaftliche Informationen über Rassen und was weiß ich was. Dafür gibt es wohl bessere Hühnerbücher. Aber ich brauche auch all die Softfacts, die Jessi Bloom mir von den Hühnern vermitteln kann, mehr sogar als die Theorie. Und weil immer alles anders ist, hat Bloom viele andere Hühnergärten besucht und fotografiert.
Hühner und Garten als Kombination
Was Bloom macht, ist sehr interessant. Sie integriert ihre Hühner in ihren Familiengarten. Das hat Konsequenzen genauso, wie es nur unter bestimmten Voraussetzungen gelingt. Dass es harmonisch gelingt, ohne zerhackte Beete und panische Hühner, ist das Tolle an Blooms Konzept. Und dass es auf ganz verschiedene Weisen gelingen kann, zeigen die Biographien der Hühnerhalter, die jedem Kapitel vorangestellt sind.
Jahreszeitliche Überlegungen spielen bei Blooms Konzept eine große Rolle. Hühner fliegen nicht, sie suchen Zuflucht unter Stauden vor ihren Fressfeinden am Himmel. Das heißt aber auch, dass, wenn die Hühner auch im Winter draußen sein dürfen, sie immergrünen Schutz benötigen. Plötzlich kommt man ins Grübeln und sieht den eigenen englischen Rasen mit anderen Augen. Oder, wie in meinem Fall, findet das Gestrüpp an den Grundstücksgrenzen gar nicht mehr so schlimm.
Einen Hühnergarten gestalten
Wie sich das liebe Federvieh dann im Einzelnen wohlfühlen kann, erläutert Bloom im zweiten Teil des Buches. Hühner benötigen wie Menschen eine bestimmte Infrastruktur. Ich würde meine Blumen- und Gemüsebeete nur ungern scharrenden Hühnerfüßen opfern, also muss ich andere Stellen anbieten können, wo die Hühner graben dürfen. Trinkwasser muss zur Verfügung stehen und vielleicht soll es auch hühnerfreie Bereiche geben.
Ich lerne, dass ich auf meinen sechshundert Quadratmetern vielleicht nur drei Hühner halten kann, ohne dass mein Garten Schaden nimmt, das sollte doch zu machen sein. Unser abgeliebtes Spielhaus könnte ohne großen Aufwand zum Hühnerstall umgebaut werden. Aber brauche ich dann eine Stromleitung? Was, wenn das Trinkwasser im Winter gefriert? Wo baue ich Legenester ein? Ganz klar, ohne Umbau geht es nicht. Ein Plan muss her.
Beispiele aus dem bunten Leben
Blooms Beispiele befreundeter Hühnerhalter sind wundervoll. Manchmal zu wundervoll für mich, die ich neidvoll auf all die wunderschönen Gärten netter Menschen blicke. Jessi Bloom hat ein tolles und ein positives Hühnerhalterbuch verfasst. Aber ich habe auch dazu gelernt. Hühner sollen es doch auch gut haben. Ich möchte, dass sie meinen Garten lieben wie ich ihn liebe, ohne ihn kaputt zu machen.
Also werde ich mich langsam herantasten. Erst gestalte ich die bestehenden Elemente um. Ich will ein Gemüsegarteneck, wo vorher nur Buschwerk war, das aber dann als Schutz für die Hühner wegfällt. Ich brauche Sand und Erde zum Scharren, am besten mit Käfern und Würmern drin. Hühnertraktoren, kleine, transportable Hühnerställe, sind eine tolle Idee, wenn ich meinen Garten immer noch unter Kontrolle haben will. Und vielleicht warte ich noch, bis meine Kinder nicht rigoros barfuß laufen und in Hühnerkot treten. Wer ernsthaft über Hühner nachdenkt, wird Jessi Bloom brauchen.
Titelangaben:
Jessi Bloom: Mein Garten für freilaufende Hühner. Wie man einen schönen und hühnerfreundlichen Garten gestaltet.
Aus dem Englischen von Claudia Huber.
Bern: Haupt Verlag, 2017. 224 Seiten. 24,90 EUR.