Mittendrin – In the midst of it

Ein kleiner Rückblick darauf, was ich in den letzten Tagen so getrieben habe. Ein bisschen verkauft auf einem Nachtmarkt, viel geschnippelt und nach den passenden Worten gesucht und schließlich alte Pullover aufgeschnitten und umhäkelt. Ein mannigfaltiger Anfang für Dinge, die gerade im Entstehen sind. Ich hoffe, ich kann Euch in den nächsten Wochen zeigen, was daraus geworden ist.

A kind of review on my past few days and also a preview on what is up next. Selling on a market as well as cutting sweaters and searching for the right words. Stay tuned to see what will emerge from all of it…..

Verlinkt mit Creadienstag, HoT, Dienstagsdinge, EiNaB, Alttrifftneu, FannysLiebste, HappyRecycling und Gusta!

Neu Gelesen

Ernst Peter Fischer: Das Große Buch der Physik.

Willkommen in unserem Universum

Ernst Peter Fischer gelingt es mit Das Große Buch der Physik meisterhaft, interessierten Laien einen populärwissenschaftlichen Zugang zu physikalischen Grundlagen und deren Auswirkungen auf unser aller Leben zu geben. In dem prunkvollen Band aus der Edition Fackelträger werden, umrahmt von berauschenden Fotografien und Grafiken, physikalische Phänomene verständlich erklärt. Sämtliche Begriffe und Teildisziplinen, von der Energie bis zur Plasmaphysik, werden auf knapp dreihundert Seiten vorgestellt und in einen Zusammenhang gebracht.

Physiker werden nur müde lächeln ob Fischers Bemühungen, die Welt der Physik praktisch allen zugänglich zu machen. Doch der Professor für Physik, der sich auf die Wissenschaftsgeschichte spezialisierte und unter anderem in Heidelberg und Konstanz lehrte, ist bekannt für seine ausgezeichneten publizistischen Leistungen. In Das Große Buch der Physik macht er sich auf, vielen Menschen auf äußerst ästhetische Weise die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen.

Symbiose von Theorie und Praxis

Physik ist ein wunderbares Beispiel für das anschauliche Zusammenwirken von Theorie und Praxis. Seit tausenden von Jahren beschäftigen sich Denker mit den Phänomenen der sichtbaren und unsichtbaren Welt und versuchen, die Beobachtungen in Denkmodellen der Physik zusammenzufassen. Entsprechend begibt sich der Wissenschaftshistoriker Fischer auf eine Zeitreise und teilt sein Buch über Physik in drei große Teile: Die Grundbegriffe, klassische Physik bis zur Quantenmechanik und schließlich moderne physikalische Strömungen mit ihren großen Rätseln für unsere Zukunft.

Dabei richtet sich der ästhetische, große Bildband an jene interessierten Leser, die zu Schulzeiten an der Physik vielleicht sogar gescheitert sind, bzw. froh waren, nach Ende der Schulzeit mit solch komplexen Phänomenen nichts mehr zu tun zu haben. Entsprechend umfangreich ist auch der Teil des Buches, der sich den Grundbegriffen widmet, die geklärt sein wollen, bevor es der Relativitätstheorie an den Kern geht.

Reise durch die Wissenschaftsgeschichte

Was ist eigentlich Energie? Viele gängigen physikalischen Grundbegriffe wurzeln in den Denkmodellen der Antike, sowie zum Beispiel Aristoteles den Begriff der Energie, »energeia« geprägt hat. Energie ist dann die Aufwendung, die ein Individuum einsetzen muss, um eine Möglichkeit auszuführen. Es brauchte aber erst den Umweg über den Gedanken der Kraft, der auf Newton zurückgeht, sowie die Entwicklungen der industriellen Revolution, bis der bahnbrechende Gedanke der »energeia« des Aristoteles in die Lehre aufgenommen wurde.

Anekdotenhaft und charmant führt Fischer die Leser durch das Universum der Physik. So vieles wird vermittelt, »Atom«, »Quantum«, »Elementarteilchen« und das Standardmodell der Physik. Fischer strengt sein Publikum an, er fördert nicht nur das Verständnis der Wissenschaft, er fordert auch das Verstehen ein. Während er nonchalant über Komplementarität plaudert, sich wundervolle Wissenschaftsfotografien und Grafiken durch den Bildband schlängeln, wird immer wieder nebenbei eine Formel erklärt und niedergeschrieben.

Wunder erkennen

Dabei umgibt sich Fischer nicht mit den Insignien eines dünkelhaften Gelehrten. Ihm ist klar, dass seine realitätsverhafteten Leser erst einen Zugang zur Thematik brauchen, der sich bei Mechanik und Elektrodynamik noch rasch finden lässt, aber spätestens bei den Relativitätstheorien und der Quantenmechanik dem Alltagsverständnis entzieht. Ohne Arroganz zeigt er auch die Grenzen der Wissenschaft auf, die eigentlich ja die Welt erklären will und doch immer wieder erkennen muss, wie sehr sie erst am Anfang der Welt steht.

Entsprechend komplex gestaltet sich der Teil über moderne physikalische Denkansätze, von Astrophysik über Geophysik bis hin zur Kosmologie und zur Tieftemperaturphysik. Hier gibt es nichts final zu erklären, es kann nur ein Tor aufgestoßen werden zu einem Universum voller Rätsel und Wunder. Dennoch gelingt es Fischer, anhand von Beispielen wie dem CERN oder gerade der Geophysik mit der Darstellung des irdischen Planeten konkrete Bezüge zur Wirklichkeit zu schaffen. Nicht, dass man nach der Lektüre ein Physikstudium in Angriff nehmen könnte. Doch zu verstehen und hochzuachten, dass es Menschen gibt, die sich den Rätseln des Universums kreativ stellen, ist eine Erkenntnis, die man nach der spannenden Lektüre von Fischers Das Große Buch der Physik durchaus gewinnen kann.

Titelangaben:

Ernst Peter Fischer: Das Große Buch der Physik.

Köln: Fackelträger Verlag, 2017. 320 Seiten. 40 EUR.

Erntefreude!

Mein Gott, was hatten wir Kirschen dieses Jahr! Nach einer Regenwoche wage ich nicht zu hoffen, dass noch irgendetwas dran hängt. Ansonsten habe ich bestimmt zwanzig Kilo geerntet, schließlich hatten wir zwei voll beladene Bäume mit Süßkirschen. Den zweiten Baum konnten wir nicht mal mehr abernten, das Gewitter hat uns erwischt. Nun, sollen die Amseln und Stare doch auch etwas von den Kirschen haben.

Wir haben jedenfalls Dörrkirschen, Saft, Marmelade, Kirschkernkissen, Kirschkuchen, Kirschstrudel, Kirschgrillsauce und sehr viele Schüsseln zum Naschen im Kühlschrank.

Gibt es bei Euch auch so viele Kirschen dieses Jahr?

Was für eine Freude!

Im Hochzeitsmodus – Weddings going on

Wie immer ist der Sommer die Zeit im Jahr, die mir vollkommen durch die Finger gleitet. Was im Januar noch so weit weg scheint, stürmt nun auf mich ein und ich kann kaum Luft holen.

Diese Woche habe ich begonnen, mich auf eine Hochzeit vorzubereiten. Mein Bruder heiratet in den Sommerferien in Spanien und meine Mädels dürfen Brautjungfern sein. Die Braut wünschte sich weiße Kleider für die Mädchen und nun bin ich am nähen.

Natürlich gibt es nur Upcycling in diesem Haus, es mussten also jede Menge alter Bettlaken und ein Spitzenvorhang herhalten. Den Vorhang mag ich wirklich gern, ich habe mir schon letztes Jahr ein Kleid daraus genäht. Dieses Mal sind die Mädels dran. Zugeschnitten sind beide Kleider, genäht ist im Moment nur Charlottes .

Die Jungs brauchen noch graue Hosen und eigentlich sollte ich ein buntes langes Abendkleid haben, nachdem schwarz auf der Hochzeit verpönt ist. Ihr seht, es gibt Arbeit im Hause und das parallel zur Mahd und zur Kirschenernte. Habe ich schon erwähnt, dass ich wahnsinnig werde?

Verlinkt mit Creadienstag, HoT, Dienstagsdinge, Alttrifftneu, Gusta, EiNaB und Happy Recycling!

It’s again a very busy time of the year. Although, there’s always a lot going on around here. We are invited to my brother’s wedding in August and hence my girls, who will be bridesmaids, were asked to wear something white. Yes, I can. I took some old linen and curtains and then made one dress. One. Well, I need two. And pants for the boys and an evening gown for that old girl…… Which means a lot of work besides my orchard, the shop, the cherries and school…..

Neu Gelesen

Andy Standing: Aus einem Brett. Einfache Holzprodukte.

Aus einem Holz geschnitzt

Andy Standing hat in Aus einem Brett. Einfache Holzprodukte in eindrücklicher Weise klar gemacht, dass Kreativität oftmals gar nicht viel braucht. Um Wundervolles und Nützliches herzustellen, genügen manchmal ein Brett und eine Werkstatt. Wer zufällig ein Brett daheim herumliegen hat – und wer hat das nicht – kann mit den Bauplänen von Standing einfache Dinge für Haus und Garten schnell herstellen und erhält einzigartige Unikate.

Geht es Euch nicht auch so? Holz ist besonders. Sofort bekommt die Umgebung einen warmen Glanz, Holz wirkt irgendwie nie schmuddelig und immer sauber, man fasst es gerne an und fühlt sich wohl und wie zuhause. Ach ja. Klar sollte sein: Für mich ist dieses Buch gar nicht gedacht. Ich habe viele Hobbies, aber die Holzarbeit ist es nicht. Dafür denke ich ganz fest an meinen Mann bei diesem Buch, denn einige der Projekte finde ich wirklich nicht nur praktisch, sondern auch schön.

Schön und nützlich

Andy Standing weiß genau, was wichtig ist. Und für mich ist das im Moment nicht noch mehr Krempel sondern lieber Dinge, die ich viele Jahre benutzen werde. Wenn Standing also Baupläne liefert für Wäscheständer, Werkzeugkisten, Bücherregale und Schuhständer, dann finde ich das super. Sauber und ordentlich sehen die Dinge aus, schnörkellose Designs, die sich auf das Wesentliche beschränken.

Während ich Schirmständer und Lampenfuß aus Holz plump finde und nicht mag, hat es mir besonders das Weinregal und das Schuhregal angetan. Alles fliegt in diesem Haus durcheinander und Standings Pläne sehen so übersichtlich aus, dass sie sich wahrscheinlich variieren lassen. Großer Nachteil für Anfänger: Man braucht Werkzeug und zwar gutes. Wer also keine Werkstatt hat und weder über eine Kappsäge noch über einen Bandschleifer verfügt, der wird sich schwer tun.

Gute Ideen für Hobbyschreiner

Selbst, wenn die Entwürfe einfach gehalten sind, sollte man für Standings Pläne mehr sein als ein blutiger Anfänger. Schließlich sollen die Werkstücke, ob nun Regale, Messerblock, Wannenablage oder Tritthocker, lange halten und nicht nach Murks aussehen. Andy Standing hat damit ein ideales Buch für alle Hobbyholzarbeiter geschrieben, die bereits über eine gut ausgestattete Werkstatt verfügen und nun nur noch die passenden Ideen brauchen. Hier kommen sie!

Titelangaben:

Andy Standing: Aus einem Brett. Einfache Holzprodukte.

Übersetzt von Susanne Englmayer.

Münster: LV Buch, 2017. 176 Seiten. 20 EUR.

Gartenfreude

Es hat ein bisschen gedauert und es ist ein bisschen still um mich geworden. Aber nun ist mein Datenschutz aktualisiert und eh man sich’s versieht, stecke ich mit Haut und Haar mitten in der Gartenarbeit. Mein Mann baut mir ein Gemüsegarteneck und alles, was fertig ist, wird sofort bepflanzt.

It took a while and there was silence. Now I updated my blog and got a vegetable garden. I just love it.

Gleichzeitig werke ich seit 1. Juni auf meiner Wiese, die ich wie immer traditionell nur mit Sense und Rechen bearbeite. Nachdem sich mein Grund vergrößert hat auf 50 AR, ganz schön viel Arbeit. Seit letzter Woche reifen die Kirchen und es gibt genug zu tun. Bei Euch auch?

Soviel Gartenfreude darf zum Freutag!

At the same time I am working on the orchard with my scythe. Now that I own 5000 qm, that’s a lot of work. Not to speak of the cherries……. Again: I love it.

 

Was lange währt, wird noch gebügelt – Long knit, yet to iron

So fing es an: der dringende Wunsch, endlich wieder einmal meinen Wollhaufen zu verkleinern, schließlich will ich irgendwann einmal wieder neue Wolle kaufen können, ohne ein Platzproblem zu bekommen. Bestimmt kennt Ihr das: Wolle ist da, aber immer nur wenig. Gerade bei kleinen Projekten muss man keine Angst vor den unterschiedlichen Qualitäten haben, die man dann vermixt, manchmal kann man auch gespendete wolle, die dem eigenen Farbverständnis so gar nicht entspricht, geschickt unterbringen. Meine Variante vom

All that Jazz Cowl

ist das Ergebnis. Das Muster ist zwar zum Zählen, aber nicht allzu schwer. Nachdem ich irgendeine Wolle hatte, brauchte ich noch ein paar Lückenfüller, aber das geht schon. Nur Zeit kostete mich dieses Projekt, weil ich abends ja immer noch sticke. Also hat es bis Mai gedauert, bis der Schal endlich fertig wurde. Es fehlt noch ein Foto von nach dem Bügeln, tatsächlich ist der Schal aber schon ein Stockwerk tiefer in den Laden gewandert. Die Eisheiligen kommen!

Verlinkt mit: Creadienstag, HoT, Dienstagsdinge, EiNaB, AlttrifftNeu, HappyRecycling, FannysLiebste und Gusta!

Another stash buster project, finally finished. I made a cowl (pattern above) of all those left over yarn balls living in my basket. It was a fun job to do and yet I am happy it is over – I had to count!

 

 

Neu Gelesen

Annette Danielsen: Unheimlich. Schön. Gestrickt. 16 Ausgefallene Strickmodelle für Frauen.

Verstörende Impressionen harmonisch umgesetzt

Wenn Annette Danielsen in Unheimlich. Schön. Gestrickt. 16 Ausgefallene Strickmodelle für Frauen sich an die Interpretation von Kunstwerken wagt, die prinzipiell unter die Haut gehen, darf man sich nur wundern. Über die Gemälde, über die Grundidee, überhaupt eine Strickinterpretation zu wagen und schließlich und endlich auch über das Ergebnis, das verstörende Gemälde in wunderschöne und tragbare Strickmodelle umwandelt, ohne dabei an den Bildern vorbei zu stricken. Chapeau.

Dazu muss man wissen, dass der dänische Künstler Michael Kvium im Allgemeinen nicht ganz oben auf der Hitliste steht, wenn es um Anregungen für schöne Strickmuster geht. Schön ist meistens hübsch, zumindest in der Handarbeit. Im Falle Michael Kviums ist alles weder schön noch hübsch, Menschen, die allesamt aus einem schrecklich entblößenden Alptraum stammen könnten, geistern über Leinwände und konfrontieren den Betrachter mit seelischen Abgründen. Annette Danielsen sah darin Muster.

Farben und Muster interpretiert

Danielsen hatte Kviums Aarhus Ausstellung »Fools« gesehen, die aus lauter entlarvenden Portraits bestand, in denen sich Menschen auf die eine oder andere bestürzende Weise vor der Welt zum Narren machen. Kvium macht vor nichts halt. Manager, Kleriker, Richter, Ottonormalverbraucher und Bacchanten, Cäsaren und Bürokraten. All die Typen, die es an Menschen gibt, werden bitterböse und entblößend aufs Korn genommen.

Die Gemälde sind eine Mischung aus expressionistischem Wahn und barocker Szenerie und deshalb findet Kvium immer wieder Muster, die sich wiederholen. Danielsen findet diese Muster ihrerseits und fasst sie in Maschen. Es entstehen Pullover und Jacken in den Grundgrößen, die sich in Farbstimmung und Musterung gut an das Original in Öl halten. Manchmal ist es nur ein Farbdetail, das sich wiederholt, ein andermal ein ganzer Rapport. Selbst einzelne Akzente lassen gut erkennen, woher Danielsen diese eine Idee hatte.

Strickkunst für Liebhaber

Klar, wer die Gemälde sieht, wird sich erst einmal gut überlegen, ob er eine Interpretation davon auf dem Leib tragen möchte. Auch darüber hinaus gibt sich Danielsen nicht mit dem Mittelmaß ab. Die Modelle sind allesamt mit feinen Nadeln gestrickt, die größte Nadelstärke ist 4 ½ mm. Da heißt es, Maschenzählen und sorgfältig stricken. Nichts für Schnellstricker in Nadel Nr. 10, manche Jacken werden gar in 2 ½ gestrickt.

Für Feinmaschenliebhaber wie mich ideal, denn ich weiß nun, dass ich die wirklich schönen Modelle auch anziehen kann. Nichts ist mir verhasster, als diese riesigen Pullover, die ich jedesmal, wenn ich aus dem Haus gehe, ausziehen muss. Manche Muster muten fast folkloristisch an, während andere in sehr modernen geometrischen Farbwechseln schwelgen. Jedes Modell ist toll beschrieben und auch für Nichtkunstinteressierte absolut tragbar. Für alle, die sich beim Stricken Zeit für Reflexionen und existenzielle Fragen nehmen möchten, ist dieses Buch ideal.

Titelangaben:

Annette Danielsen: Unheimlich. Schön. Gestrickt. 16 Ausgefallene Strickmodelle für Frauen.

Münster: LV.Buch, 2018. 118 Seiten. 22 EUR.

Buchfreude

Ab damit zum Freutag!

 

LV.Buch: Erdbeermanufaktur. Pflanzen, pflegen und verputzen.

Erdbeerküsse

Tendenziell kann LV.Buch mit Erdbeermanufaktur. Pflanzen, pflegen und verputzen überhaupt gar nichts falsch machen. Erdbeeren gehören zu den wundervollsten Erfindungen der Natur und ich kann nicht genug davon bekommen. Wer genauso empfindet wie ich, freut sich über diesen kleinen Ratgeber rund um die rote Wunderbeere und kann es nicht erwarten, sie zu hegen und zu verspeisen.

Weil es über dieses Büchlein mehr Positives als Negatives zu sagen gibt, fange ich mal gleich am Anfang mit der schlechten Nachricht an: Es macht mich wahnsinnig, wenn nicht ordentlich lektoriert ist. Bitte, lieber Verlag, lasst nicht nur ein Rechtschreibprogramm drüber laufen, sondern lest die Skripte durch. Dann würde man auch bemerken, wenn angefangene Sätze ohne Verb ins Leere laufen.

Erdbeerexperten

Ansonsten ist der Ratgeber bestens dazu geeignet, auf das Erdbeerdiplom vorzubereiten. Die Erdbeere wird grundlegend durchleuchtet, immer mit dem Fokus auf den perfekten Anbau im Garten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse. Selbst ein Erdbeerfeld wird in Betracht gezogen. Vom idealen Pflanzzeitpunkt, über Bodenvorbereitung bis hin zu Pflege und Erdbeerkrankheiten erfährt der Liebhaber so einiges, was ihn befähigt, die Lieblinge zu schützen.

Gerade die Profitipps für den Anbau fand ich erhellend und hilfreich, genauso wie das Kapitel über Krankheiten und Schädlinge. Ich hätte mir insgesamt gewünscht, dass der Anbau weniger konventionell beschrieben wird, auch wenn Permakultur am Rande erwähnt wird, fehlt dazu ein erklärender Abschnitt. Toll auch das Kapitel über die verschiedenen Erdbeersorten und für welche Anbaupraxis sie sich am besten eignen.

Erdbeergenießer

Klar, nach dem Pflanzen kommt das Essen. Fragt man meine Kinder, braucht es dazu nicht viel. Erdbeeren pflücken und ab in den Mund damit. Für alle, die mehr wollen, gibt es im zweiten Teil des Büchleins zahlreiche köstliche Erdbeerrezepte, die ganz klar über Erdbeerkuchen und Erdbeermarmelade hinaus gehen. Das finde ich besonders ansprechend und kreativ und ich freue mich schon darauf, meine Küchenroutine entsprechend anzupassen.

Erdbeeraufstriche mit Frischkäse, Erdbeersmothies, Erdbeercocktails, Spinat mit Erdbeeren und Feta, Lachs mit Erdbeersalsa, Farfalle mit Erdbeeren und Hähnchen. Nicht zu vergessen natürlich die klassischen Nachspeisen mit Baiser, Tartes, Eis, Waffeln und Zabaglione. Ich könnte mir vorstellen, dass Erdbeermanufaktur für eingefleischte Erdbeerfans ein tolles Geschenk ist, zusammen mit einem Korb Erdbeeren und vielleicht doch einem Glas selbstgemachter Marmelade.

Titelangaben:

LV.Buch: Erdbeermanufaktur. Pflanzen, pflegen und verputzen.

Münster: LV.Buch, 2018. 144 Seiten. 14 EUR.

 

Neu Gelesen!

Katrin Hartig: Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist.

Zuviel des Guten

Katrin Hartig hat mit Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist eines der zahlreichen Yogabücher der letzten Jahre herausgegeben. Bereits in der Einleitung versucht sie zu erklären, weshalb gerade ihr Yogabuch anders und notwendig ist. Um es kurz zu machen: Es gelingt ihr nicht. Hartigs Yogatrainer ist ein nettes und hübsches Buch, aber leider absolut nicht notwendig. Es scheint auf einer großen Welle mit schwimmen zu wollen. Hoffentlich wird es keine Bauchlandung.

Schon Hartigs Begründungen, weshalb dieses Buch wichtig ist, lassen mich ratlos im Wohnzimmer zurück. Sie habe bewusst auf die Originalsprache Sanskrit verzichtet, schreibt sie. Oh, vielen Dank. Denn ich spreche nicht fließend Sanskrit und ich möchte bitte sehr gerne haben, dass ein Buch, das ich zur Rezension erhalte, in einer mir verständlichen Sprache geschrieben ist. Auch der Verzicht auf komplizierte Bewegungsabläufe ist für mich kein Alleinstellungsmerkmal. Oje. Kein guter Anfang.

Ästhetische Aufmachung

Die guten Sachen zuerst. Hartigs Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist ist ein hübsch gestaltetes Buch, in dem sich nicht nur die einzelnen Yogapositionen befinden, sondern auch jeweils Anekdoten und Wissenswertes rund um die jeweilige Figur. Wer mag, kriegt noch ein Mantra zum Singen und Beten oder ein Mudra für die Finger, um die jeweilige Yogafigur zu unterstützen. Das ist freundlich und schön, bedeutet aber auch sehr viele Worte für ein Buch, das eigentlich alles unkompliziert machen wollte.

Nachdem ich in den letzten Jahren viele Yogabücher rezensiert habe, finde ich mir hier einfach nichts Neues. Das ist mein Hauptproblem. Wenn ich aber eine interessierte Freundin hätte, die noch nie Kontakt zu irgendeinem Yogabuch hatte, wäre dieses hier vielleicht gar nicht so schlecht. Die stabile Ringbuchbindung sorgt dafür, dass der Trainer auch wirklich einsatzbereit ist und die aufgeschlagenen Seiten in der jeweiligen Position bleiben.

Nach den Sternen gegriffen

Ansonsten finde ich für mich viele Fehler. Allein die Art, wie die Seiten angeordnet sind, macht mich wahnsinnig. Wahrscheinlich war es so gedacht, das Yogatraining als Aufsteller zu benutzen und dadurch die Übung auch sehen zu können, die man macht. Fakt ist aber, dass ich unnötig viel blättern muss und nicht einfach wie in einem Buch umblättern kann, sondern eher wie bei Kalendern die Seiten einzeln hoch hebe.

Außerdem wird der Begriff »Achtsamkeit« mittlerweile derart breit getreten, dass ich ihn schon nicht mehr hören kann. Achtsam essen, achtsam stricken, achtsam gärtnern, achtsam Yoga treiben. Es schwebt die trübe Wolke eines Trends über all dem, was vor langer Zeit sicher einmal wichtig und neu war. Nun wird viel ausgeschlachtet. Ich will Katrin Hartig nicht unterstellen, dass sie ihr Yogabuch nur aus wirtschaftlichem Interesse verfasst hat, denn das wäre ein legitimes Unterfangen. Auch sind die Illustrationen zu liebevoll gezeichnet, um nur schnöde kommerziell zu wirken. Aber schon die vielen persönlichen Anekdoten finde ich unnötig. Fast alle Positionen kenne ich und die Mantras sind schwierig nachzuempfinden, wenn man sie nicht hört. Frau Hartig hat ihr Buch schlicht einen Tick zu spät veröffentlicht.

Titelangaben:

Katrin Hartig: Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist.

Köln: Lingen Verlag GmbH, 2017. 112 Seiten. 7,95 EUR.