Archiv für den Monat: Oktober 2016

Wenn der Wind weht – When the Wind Blows

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Wir waren wieder in Laichingen beim Drachenfest. Letztes Jahr mussten wir wegen Regen darauf verzichten, dieses Jahr waren wir gleich zweimal, dafür nur kurz. Drachensteigen ist wunderschön, vor allem, wenn viele Leute kommen. Der ganze Himmel ist voller Drachen, die dort oben tanzen und spielen. Oder sich verwirren, wie die Drachen meiner Kinder.

Wenn man keine Lust mehr zum Drachensteigen hat, lohnt ein Rundgang über das Gelände. Ist es nicht faszinierend, welche tollen Drachen es gibt? Mir gefiel so gut, wie sie sich alle bewegen und auf und nieder sinken, selbst die Großen. Wer denkt sich wohl solche Drachen aus? Ich könnte das nicht. Auf der anderen Seite des Feldes hatten viele Händler ihre Stände. Das war so hübsch. Ob ich so etwas Upcyclen kann?

We’ve been to Laichingen again, joining a kite festival with our kids. We were so lucky to be there just within two rainy days, having a few hours of sunshine, kiteflying with a few hundred other people. The sky was full of kites, colorful and lovely, dancing around. 

Later on, I took a walk around the place, watching  huge kites and small ones, each moving and dancing and making a grey day bright again. Maybe I can build it?

 

 

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Aus meiner Werkstatt – In my Studio

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Immer wieder bringen mir nette Menschen alte, zerschlissene Jeans zum Zerschneiden. Die hier hatte durchlöcherte Knie. Die Stoffbahnen von den Beinen habe ich abgeschnitten und gebunkert, der obere Teil der Hose war heile. Also: im Schritt die Naht aufgetrennt und wie bei einem Abnäher wieder geschlossen und dann einen hübschen Stoff für ein Rockteil gesucht. Mein Mann hat mir diesen Stoff vor vielen Jahren aus Amerika mitgebracht,  ich habe ihn lange gehütet, diesmal kommt er zum Einsatz. Dafür habe ich mir einfach zwei neue Stoffbrüche gelegt und die Jeans entsprechend im Schnittansatz verlängert und in einer A-Linie nach außen auch erweitert. Hört sich kompliziert an, ist aber einfach, wenn man mal die Hose vor sich auf dem Boden liegen hat. Hat die Jeans einen hohen Elastananteil, darf man nicht vergessen, mit der Nahtzugabe großzügig umzugehen, denn beim Aneinandernähen wird sich der Jeansstoff dehnen.

Again and again I get old blue jeans from very nice people. Pants with holes, without a leg or just rotten. Usually I cut them apart and use the few undamaged parts for my textile upcycling. This time I got a pair of jeans with rotten legs but a perfect upper part. Hence I cut it apart, opened the fork and closed the legs with a dart to a skirt. The rest was easy. I picked some pretty fabric, placed it to the new skirt and made sure to cut it in an A-line way. Make sure to give enough allowing in case the blue jeans are stretchy.

 

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Das Stoffteil habe ich rechts auf rechts an die Hose gesetzt und dann unten am Saum noch zweimal nach innen geklappt und abgesteppt. Es geht ziemlich schnell und lebt vor allem von der Grafik des Stoffteils. Dank der A – Linie ist auch Bewegungsfreiheit garantiert.

Und für mich war es ein leichtes Textil – Upcycling, nachdem man ja mal eindeutig sagen muss, dass es wesentlich aufwändiger ist, aus alten Kleidungsstücken was Neues zu nähen als aus neuen Stoffen etwas Neues zu schneidern. Puh.

Ich verlinke mit : Creadienstag, Gusta, Meertje, HoT, Dienstagsdinge, PamelopeeHappyRecycling und Nadelfein!

I placed the fabric part to the blue jeans part, right sides together, stitched it and folded the seam in twice. It’s an easy-peasy upcycling project that lives from the bright colors of the fabric chosen. Phew. 

 

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Neu Gelesen

Sage Rountree: Everyday Yoga. Yoga für alle – vom Einsteiger bis zum Top – Athleten.

Es ist angerichtet

Sage Rountree, Athletin und Yoga-Lehrerin, hat mit Everyday Yoga ein abwechslungsreiches Programm zur Einbindung von Yogaübungen in den Alltag entworfen. Sie richtet sich dabei sowohl an Einsteiger als auch an passionierte Sportler. Sie kann in ihrem Metier auf große Erfahrung zurückblicken, von der die Leser profitieren dürfen. Zuvorderst gilt: Yoga ist wie gutes Essen: nur ausgeglichen und abwechslungsreich kann es seine volle Wirkung entfalten.

So verwundert es nicht, dass Rountree ihr Yogatraining mit vielen Metaphern vom Essen verknüpft. Dazu gehören hervorragende Zutaten, die einzelnen Übungen sind durchdacht und gut erklärt. Wie beim Pilates wird großer Wert auf Core-Training gelegt, so dass die Grundmuskulatur zuerst immer stabilisiert wird. Dieser Fokus beugt Fehlhaltungen und falsche Ausführungen der Übungen vor und hilft, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.

Die Zutatenliste

Was will man kochen und warum? Es ist ein Unterschied, ob nur ein leichter Snack erwünscht ist, ein vollständiges Menü, eine kräftigende Suppe oder ein süßer Nachtisch für das allgemeine Wohlbefinden. Rountree dröselt ihre Übungen entsprechend auf. Ob Warm-Ups, Standübungen oder Bodenübungen, alles gibt es in milden, feurigen und speziellen Varianten, so dass mit nur geringen Änderungen die gleiche Übung unterschiedliche Schwierigkeitsgrade erhält.

Das stärkt die Übersichtlichkeit und gibt die Freiheit, die eigene Leistungsfähigkeit sukzessive einschätzen zu können. Gut finde ich, dass auch hier die Übungen so sortiert sind, dass man theoretisch gleich eine Sequenz ableiten könnte, wenn man so will. Ich bin nicht genötigt, zu blättern und passende Übungen zu suchen, sondern jede Übung wird begleitet von anderen Übungen, die dazu passen.

Snack oder Menü

In einem zweiten Teil werden nun die einzelnen Zutaten zu Snacks oder Menüs kombiniert. Ich erhalte also bei den Yoga Snacks Übungssequenzen für 10 bis 20 Minuten, die fertig durchdacht sind und jeweils einen eigenen Themenschwerpunkt haben. Sei es Stabilität für den Unterkörper, Core-Training, Rückentraining oder Entspannung. Die Menüs funktionieren genauso, dauern aber mit 50 – 80 Minuten deutlich länger.

So weit, so lecker. Der eigentliche Clou ist aber der unscheinbare dritte Teil, in dem auf nur vier Seiten ein kompletter Speiseplan für zwei Wochen zusammengestellt wird. Je nachdem, ob man täglich, jeden zweiten Tag oder zweimal die Woche Yoga machen möchte, gibt es unterschiedliche Abfolgen und Schwerpunkte, so dass am Ende einer zweiwöchigen Phase theoretisch jedes Körperteil durchtrainiert ist. Mir fehlt hier ein bisschen der praktische Fototeil von zwischendurch, denn gerade beim sinnvollsten Part im Buch ist man zum Blättern verdammt. Schade, dass der Verlag sich hier nicht die gleiche Mühe gemacht hat wie vorher und die Übungssequenzen fertig bebildert neben den Beispielplan stellt. Nun muss ich doch blättern.

Titelangaben:

Sage Rountree: Everyday Yoga. Yoga für alle – vom Einsteiger bis zum Top – Athleten.

Aus dem Englischen von Thorsten Distler.

Kandern: Narayana Verlag, 2016. 168 Seiten. 19,80 EUR.

Straßenrummel – Street Party

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So sah meine Straße letzte Woche aus. Die Schönbeinstraße hat sich selbst gefeiert – und ich habe meinen Laden nicht mehr gesehen. Trotzdem eine interessante Erfahrung, eine Dorfstraße einmal so belebt zu sehen. Memo an mich: noch mehr verrückte Sachen bauen und ans Haus ranhängen, damit man mich auch bei Straßenfesten sieht!

Mit Kindern habe ich auf einem Stand etwas Upcycling gemacht – Armbänder aus Papierperlen und Monsterutensilos. Mit Kindern arbeiten macht immer Spaß. Und manche sind echt kreativ und fleissig. Hut ab!

This is what my street looked like last week. We had a street party and my shop vanished behind the people. An interesting experience nevertheless – plus the reminder that I have to build more stuff to make people stop and enter. 

I worked with kids on that day – cutting utensilos and making paper beads. We had a lot of fun and some of the boys and girls were really creative! Chapeau! 

 

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Wieder ein Taschenupdate – Purse Update Again

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Was lange währt, wird endlich gut, heißt es. Na, dann müssen meine Papiertaschen ja richtig gut werden, weil es noch sehr lange währen wird. Jeden Samstag, wenn ich im Laden sitze, falte ich vier Stunden lang. Letzten Samstag waren es sogar 9 Stunden, wegen des Straßenfestes. Die Taschen sind zwar ordentlich gewachsen, aber fertig sind sie noch lange nicht. Blau und Schwarz nähern sich dem Ende und endlich fangen auch die rote und die braune Tasche zu wachsen an, aber die Grüne ist noch ganz am Anfang und deprimiert mich zunehmends. Ich muss mal einen Gartenkatalog zerschneiden. Das Geflecht mag ich gern und ich glaube, dass es echt schicke Ausgehtaschen werden (für all die Vernissagen, auf die ich nie kommen werde), zum Shoppen taugen sich bestimmt nichts, da sind sie nicht robust genug. Es passen hinein: Handy, Börse, Schminktasche, Autoschlüssel, Taschentücher. Reicht doch, oder?

Ich verlinke mit: Creadienstag, Meertje, Gusta, Pamelopee, HoT, Dienstagsdinge, tt-taschenundtaeschchen, HappyRecycling und nahtlust!

Good things come to those who wait. Well. Hence my paper bags are meant to be perfect, because I will have to wait some more time. Every Saturday, while in the shop, I work on the bags, folding paper stripes for four hours. Or nine hours, like on last Saturday, where we had a street party. At least the blue and black bags are growing and even the red and brown one start to look like something. Only the green bag is as tiny as ever. I will have to look for garden catalogues. Not that I have none. I love the network and I think they will become pretty evening purses. Like for those exhibitions I will never attend. Not for shopping (too small, not sturdy enough), but big enough for wallet, keys, tissues, phone and lipstick. Enough, isn’t it?

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Neu Gelesen

Rieke Kersting: Der kleine Weltretter

Für alle Rainbow Warriors

Dass es mit der Natur um uns herum nicht zum Besten bestellt ist, wissen wir eigentlich alle. Die grauslige Tatsache, dass unsere Erde unter dem Menschen leidet, ist ebenso bekannt wie uninteressant. Deshalb darf Rieke Kersting ruhig mit Der kleine Weltretter auf die Pauke hauen, damit Jung und Alt wieder aufwachen. Und für die Aktiven gibt es einen riesigen Teil im Buch, der zum Helfen und Weltretten anregt. Das ist ein Anfang!

Die Welt leidet an den immer gleichen Dingen, allem voran an uns. Das macht Weltrettung schwierig und zu einem moralisch doppelzüngigen Spiel. Denn während wir Biolebensmittel mittlerweile gerne kaufen, ist es uns immer noch egal, woher unsere Kleidung kommt. Nicht gut. Die ersten hundert Seiten im Weltretter erklären mit Hilfe der Identifikationsfiguren der kleinen Asseln, was bei der Umweltzerstörung passiert und warum. Auf einfache Art und Weise werden Treibhauseffekt, das Sterben der Weltmeere oder Auswirkungen von Monokulturen erklärt. Dabei darf es ruhig plakativ zugehen, es gilt schließlich, die Welt zu retten.

Informativ für Kleine, beschämend für Große

Klimawandel, Wasserknappheit, Waldsterben, Bodenüberdüngung. Eigentlich kennt man das alles. Jedes Kapitel ist knapp gehalten und gut aufbereitet für Kinder ab sieben Jahren, auch meine Tochter aus dem Gymnasium holt sich hier noch viele Informationen ab. Als Erwachsener bekommt man schnell das ermüdende Gefühl eines »Kenn ich doch alles«. Man ist geneigt, weniger zu lesen und weiß nicht, weshalb. Tatsächlich hatten alle einzelnen Themen genügend Medienpräsenz. Auch werden einzelne Sachverhalte etwas vereinfacht dargestellt. Mag man deshalb nicht gern weiterlesen?

Was sich langweilig liest, ist in Wirklichkeit beschämend. Denn während wir Erwachsenen leicht sagen können, dass wir über jedes einzelne Problem ausreichend Bescheid wissen, müssen wir uns dennoch der Tatsache bewusst sein, dass wir mit Vorliebe nichts tun. Es werden Biolebensmittel gekauft, wenn es gerade angenehm ist und bei Spielsachen, Möbeln und Kleidung wird weggeschaut. Natürlich ist es dann unbequem, sich von seinen Kindern sagen lassen zu müssen, wie leicht der Schritt zum Paradigmenwechsel hin ist.

To-Do Liste für Kinder

Meine Kinder waren vor allem begeistert vom aktiven Teil ab der Hälfte des Buches. Denn Der kleine Weltretter möchte wirklich die Welt retten und allen zeigen, wie einfach das ist. Natürlich sind die Vorschläge nicht allumfassend und natürlich greifen sie zu kurz. Eine Kinderarmlänge sozusagen. Doch es ist ein Anfang. Mehrwegflaschen, Biolebensmittel, regionales Gemüse, Bahnfahrten statt Autoausflüge. Die Welt zu retten, kann manchmal sehr einfach sein.

Meine Kinder wissen schon viel. Warmes Wasser und Strom entstehen auf unserem Dach, eine Regentonne versorgt den Garten, Kastanienwaschmittel reduziert den Chemieausstoß und unsere Äpfel haben zwar Dellen, sind aber dennoch die süßesten auf der Welt. Nicht jeder kann immer alles machen, aber jeder kann irgendetwas machen und das erklärt Der kleine Weltretter sehr konsequent und sympathisch.

Titelangaben:

Rieke Kersting: Der kleine Weltretter

Freiburg i. Br. : rap – Verlag, 2014. 232 Seiten. 16,90 EUR.