Rieke Kersting: Der kleine Weltretter
Für alle Rainbow Warriors
Dass es mit der Natur um uns herum nicht zum Besten bestellt ist, wissen wir eigentlich alle. Die grauslige Tatsache, dass unsere Erde unter dem Menschen leidet, ist ebenso bekannt wie uninteressant. Deshalb darf Rieke Kersting ruhig mit Der kleine Weltretter auf die Pauke hauen, damit Jung und Alt wieder aufwachen. Und für die Aktiven gibt es einen riesigen Teil im Buch, der zum Helfen und Weltretten anregt. Das ist ein Anfang!
Die Welt leidet an den immer gleichen Dingen, allem voran an uns. Das macht Weltrettung schwierig und zu einem moralisch doppelzüngigen Spiel. Denn während wir Biolebensmittel mittlerweile gerne kaufen, ist es uns immer noch egal, woher unsere Kleidung kommt. Nicht gut. Die ersten hundert Seiten im Weltretter erklären mit Hilfe der Identifikationsfiguren der kleinen Asseln, was bei der Umweltzerstörung passiert und warum. Auf einfache Art und Weise werden Treibhauseffekt, das Sterben der Weltmeere oder Auswirkungen von Monokulturen erklärt. Dabei darf es ruhig plakativ zugehen, es gilt schließlich, die Welt zu retten.
Informativ für Kleine, beschämend für Große
Klimawandel, Wasserknappheit, Waldsterben, Bodenüberdüngung. Eigentlich kennt man das alles. Jedes Kapitel ist knapp gehalten und gut aufbereitet für Kinder ab sieben Jahren, auch meine Tochter aus dem Gymnasium holt sich hier noch viele Informationen ab. Als Erwachsener bekommt man schnell das ermüdende Gefühl eines »Kenn ich doch alles«. Man ist geneigt, weniger zu lesen und weiß nicht, weshalb. Tatsächlich hatten alle einzelnen Themen genügend Medienpräsenz. Auch werden einzelne Sachverhalte etwas vereinfacht dargestellt. Mag man deshalb nicht gern weiterlesen?
Was sich langweilig liest, ist in Wirklichkeit beschämend. Denn während wir Erwachsenen leicht sagen können, dass wir über jedes einzelne Problem ausreichend Bescheid wissen, müssen wir uns dennoch der Tatsache bewusst sein, dass wir mit Vorliebe nichts tun. Es werden Biolebensmittel gekauft, wenn es gerade angenehm ist und bei Spielsachen, Möbeln und Kleidung wird weggeschaut. Natürlich ist es dann unbequem, sich von seinen Kindern sagen lassen zu müssen, wie leicht der Schritt zum Paradigmenwechsel hin ist.
To-Do Liste für Kinder
Meine Kinder waren vor allem begeistert vom aktiven Teil ab der Hälfte des Buches. Denn Der kleine Weltretter möchte wirklich die Welt retten und allen zeigen, wie einfach das ist. Natürlich sind die Vorschläge nicht allumfassend und natürlich greifen sie zu kurz. Eine Kinderarmlänge sozusagen. Doch es ist ein Anfang. Mehrwegflaschen, Biolebensmittel, regionales Gemüse, Bahnfahrten statt Autoausflüge. Die Welt zu retten, kann manchmal sehr einfach sein.
Meine Kinder wissen schon viel. Warmes Wasser und Strom entstehen auf unserem Dach, eine Regentonne versorgt den Garten, Kastanienwaschmittel reduziert den Chemieausstoß und unsere Äpfel haben zwar Dellen, sind aber dennoch die süßesten auf der Welt. Nicht jeder kann immer alles machen, aber jeder kann irgendetwas machen und das erklärt Der kleine Weltretter sehr konsequent und sympathisch.
Titelangaben:
Rieke Kersting: Der kleine Weltretter
Freiburg i. Br. : rap – Verlag, 2014. 232 Seiten. 16,90 EUR.